Das Paradies der Damen in München

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Um ein wahres " Paradies für Damen" handelt es sich bei dem (Kauf)"Haus der schönen Dinge". Schon bei der Leseprobe musste ich an das Buch von Émile Zola bzw. die BBC Serie "The Paradise" denken. Interessanterweise findet sich auf den Eingangsseiten ein Zitat aus ebendiesem Roman.

Die Erzählung beginnt mit der großartigen Eröffnung der neuen Geschäftsräume des Kaufhauses Hirschvogl am Rindermarkt in München im Jahr 1897 und beschreibt die Geschichte des Hauses und deren Besitzer bis ins Jahr 1952.

Das Buch berichtet sehr ausführlich über die Höhe und Tiefen der jüdischen Kaufmannsfamilie im Licht der deutschen Geschichte. Wie man erahnen kann, nehmen im Verlauf des Buches die Schwierigkeiten immer mehr zu.

Die Familie besteht an sich aus recht netten Charakteren, wenn ich auch mit keinem so richtig warm wurde, aber es tat mir dennoch wirklich leid, wenn ich lesen muss, welche Dinge ihnen widerfahren und wie lange sie sich (mitunter verzweifelt) bemühen, den Lebenstraum des Jacob Hirschvogl aufrecht zu erhalten.

Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt: Der erste Teil "Große Erwartungen" beschreibt die Zeit von 1897 bis 1914, der zweite Teil "Stürmische Zeiten" die Zeit von 1920- 33 und der dritte Teil "Bittere Enttäuschungen" die Zeit von 1933 - 1938 bzw. wenn man es genau nimmt bis 1952.

Die ersten Jahre finde ich recht gut ausgebaut, manchmal auch etwas zu ausführlich beschrieben, etwas, was ich mir eher für das Ende gewünscht hätte. Gegen Ende fand ich den Zeitsprung einfach zu groß. Ist das Buch sonst sehr ausführlich, klafft ausgerechnet zwischen 1938 und 1952 eine Riesenlücke. Der Zeitraum von den Geschehnissen in der Reichskristallnacht bis zum Ende des Buches machen gerade mal 40 Seiten aus. Hier hätte ich mir definitiv mehr Ausführlichkeit gewünscht, um zu erfahren, wie Lily und ihre Familie in dieser Zeit empfunden haben und was genau geschehen ist. Mir persönlich hat die Zusammenfassung im Kapitel 1952 hierzu nicht ausgereicht. Aus diesem Grund gibt es einen Punkt Abzug.

Ansonsten lässt sich dieses Buch sehr gut und flüssig lesen, das Cover ist sehr ansprechend und passt wunderbar zum Buch. Auch den enthaltenen Stammbaum finde ich sehr hilfreich.