Kaufhaus Hirschvogl

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Das Haus der schönen Dinge, Historischer Roman von Heidi Rehn, 656 Seiten, erschienen im Droemer-Knaur Verlag.
Aufstieg und Fall der Münchner Kaufhausdynastie Hirschvogl.
Thea und Jacob Hirschvogl, begehen 1897 mit Pomp und Prunk die Eröffnung ihres Warenhauses in München am Rindermarkt. Alles was in München Rang und Namen hat, ist zur Eröffnung eingeladen. Besonders stolz sind die Besitzer auf die Anwesenheit seiner königlichen Hoheit Prinzregent Luitpold von Bayern, darf sich der jüdische Kaufmann doch königlicher Hoflieferant titulieren, dass ein Jude Hoflieferant wird bedeutet für die Juden mehr als für die anderen Münchner. Durch spektakuläre Aktionen und geschickte Investitionen vor allem durch Thea, die wie alle ihr nachfolgenden, weiblichen Mitglieder der Familie, ein Händchen fürs Geschäft hat, ist der Aufstieg des Hauses geradezu vorprogrammiert. Nicht nur die Reichen und Schönen kaufen bei Hirschvogls sondern auch die ganz normalen Münchner. Das Kaufhaus wird eine Institution in der bayrischen Landeshauptstadt. In den goldenen 20er Jahren übernimmt Tochter Lily das Geschäft, durch spektakuläre Innovationen und grandiosen Geschäftssinn gelingt es der Familie, das Kaufhaus durch gute und schlechte Zeiten nach dem ersten Weltkrieg zu manövrieren, dass sich das nach 1933 unaufhaltsam ändert zeigt uns die Geschichte. Welche Charaktere überleben den Naziterror und was geschieht mit dem schillernden Luxuskaufhaus nach dem 2. Weltkrieg?
Besonders gut gefällt mir der bildhafte malerische Erzählstil der Autorin Heidi Rehn, die schillernden, verführerischen Waren im Kaufhaus sind wunderbar geschildert. Am liebsten würde man sofort dort einkaufen gehen. Die Orte der Handlung und auch der geschichtliche Hintergrund sind von der Autorin bestens recherchiert worden. Die Erzählung über die Dynastie der Hirschvogls hätte genauso stattfinden können, die Charaktere sind durchgehend authentisch gezeichnet und mir im Laufe des Romans sehr sympathisch gewesen. Alleine die Figuren von Lilys Freundin Cäcilie und ihrer Mutter Laetitia konnte ich überhaupt nicht leiden, wie Fähnlein im Wind haben sich die Beiden, je nach der momentanen Stimmung als beste Freundinnen oder auch Feindinnen erwiesen. Das letzte Drittel des Plots zeigte sich als das spannendste des gesamten Romans, Bis über die Hälfte hatte die Erzählung leider unnötige Längen und plätscherte so dahin, emotionslos wird über den Werdegang der Kinder und Enkel von Jacob und Thea und deren Schicksal berichtet.
Die Story beginnt 1897 und endet 1952. Über drei Generationen wird die Familiengeschichte erzählt. Aufgelockert durch lebendige Dialoge und kurze übersichtliche Kapitel mit häufigen Szenenwechseln, lässt sich vorliegende Geschichte flüssig lesen. Spannung kommt erst am Ende der Geschichte auf, habe ich auch in einer derartigen Erzählung nicht durchgehend erwartet. Besondere Eigennamen sind kursiv gedruckt und werden dadurch besonders hervorgehoben Sehr gut gefallen haben mir der Stammbaum ganz am Anfang des Buches und der Stadtplan von München mit den Kaufhäusern die im Buch genannt werden, sowie dem Glossar am Ende. Des Öfteren habe ich in diesen „Extras“ etwas nachgesehen, bzw. gesucht.
Ich empfehle vorliegenden Roman, allen Lesern die historische Romane vom Anfang des 20. Jahrhunderts mögen und sich für die Geschichte der Kaufhauskultur interessieren. Informatives entspanntes Lesevergnügen, wofür ich gerne 4 Lesesterne vergebe.