Dramatisch und berührend!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
flohmaus Avatar

Von

1897 eröffnen Thea und Jacob Hirschvogl ein Kaufhaus mitten in München, das "Haus der schönen Dinge". Sie bieten nicht nur die alltäglichen Dinge des Lebens an, sondern kleine Fluchten aus dem Alltag und ein bisschen Luxus. Wir begleiten sie und ihre Nachkommen durch die nächsten Jahre und durch zwei Weltkriege hindurch und erleben die Entwicklung des Kaufhauses.

Von Anfang an war ich gefesselt von der schönen Sprache, den Bildern, die in meinem Kopf entstanden. Ich konnte Thea vor mir sehen, wie sie die Waren ordnet und arrangiert. Aber ich wusste auch von Anfang an, wo es hinführen wird. Die Hirschvogls erfahren als Juden immer wieder kleine Anfeindungen und Sticheleien, lange bevor die Nazis an die Macht kommen. Und diese Gewissheit hat für mich einen Teil des Reizes des Buches ausgemacht. Ich wusste, wie es enden wird und hätte während des Lesens die Hirschvogls am Liebsten warnen wollen, wenn z. B. Lily meinte, so schlimm würde es schon nicht werden.

Das Buch zeichnet mehrere Generationen der Familie nach und ist ein wunderschöner Schmöker. Meinetwegen hätte es auch doppelt so viele Seiten haben können.

Was mir auch sehr gut gefiel, waren die teilweise stark gerafften Jahre. Plötzlich war es drei Jahre später und man hat als Erzählungen die vergangenen Ereignisse erfahren. Dies fand ich stilistisch sehr schön gemacht. Die abwechselnd sehr ausführlich erzählten Tage und dann wieder ein Zeitsprung über Jahre hinweg haben Lebendigkeit ins Geschehen gebracht und trotzdem blieben keine offenen Fragen zurück.

Die Personen waren sehr gut gezeichnet, nicht alle sympathisch, wie halt auch in der Realität. Ihre Handlungen waren nachvollziehbar, wenn ich manchmal auch dachte, nein, tu es nicht.

Alles in allem ein toller Roman und ein sehr schönes Zeitportät. Die nächsten Bücher der Autorin warten schon auf meinem SUB.