Ein jüdisches Familienepos um ein prachtvolles Kaufhaus

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Der neue Roman von Heidi Rehn " Das Haus der schönen Dinge" berichtet in einem Zeitfenster von über 100 Jahren über die Geschehnisse rund um eine jüdische Kaufmannsfamilie deren Gründervater Jacob Hirschvogl ein Warenhaus in München aufbaute.

Als Jacob Hirschvogl sein Haus eröffnet steht ihm seine Frau Thea mit ihren ausgefallenen und verführerischen Ideen stets zur Seite. Er wird im Jahre 1897 zum Königlich-Bayerischen Hoflieranten ernannt.
Das Kaufhaus ist in seiner ganzen Pracht ungewöhnlich für diese Zeit. Seine Artikel, wie beispielsweise teuere französische Parfüms, edle Seidenstoffe, Taft und Chiffon von ausgefallenster Qualität sind in passende Ambiente aus Landschaftspanoramen passender Jahreszeiten dekorativ in Szene gesetzt. So ist es kein Wunder, wenn die Menschen der damaligen Zeit das Kaufhaus einem Einkaufstempel gleich setzten.

Jeden nur erdenklichen Gegenstand sollte man in diesem Kaufhaus der Extraklasse erwerben können: Garderobe von Hut über Schal bis hin zur Schuhen, Kleider für Damen Herren und Kinder - Niemand sollte in seiner Suche nach Geeignetem leer ausgehen. Geschultes und zuvorkommendes Personal, sowie gesellschaftliche Abendanlässe mit kulturellen Veranstaltungen wie Konzerte oder Literaturlesungen rundeten den Gesamteindruck dieses Kaufhauses der Superlative ab.
Schon bald war das Kaufhaus in aller Munde und damit natürlich auch für die Konkurrenz ein Dorn im Auge. Sie versuchten folglich ebenfalls ihr Angebot zu erweitern und möglichst auch im Ringen um die erlesene Kundschaft mithalten zu können; doch es fehlt ihnen sowohl die Originalität als auch Fantasie, mit der Kunden in den Hirschvogl gelockt werden.
Die Söhne der Familie sind nicht für das Geschäft geboren. So übernimmt die Tochter Lily in den 1920er Jahren das Kaufhaus am Rindermarkt und führt es mit ihren Ideen und Erfolg weiter. Doch als die Nazis auf dem Vormarsch sind muss die Famile Hirschvogel leidvoll erleben, wie rasch sich Freunde und Bekannte von ihnen abwenden.

Heidi Rehn überzeugt mit diesem Roman auf ganzer Linie. Wir halten ein gelungenes historisches Familienepos in unseren Händen, das sowohl durch den historischen Hintergrund als auch durch die spannend erzählte Handlung überzeugt.
Die Charaktere sind facettenreich, lebensecht und liebevoll dargestellt. Lily ist eine Person, die ich von Anfang an sehr mochte. Sie geht wach durch ihr Leben und stellt sich ihren Anforderungen.
Der Schreibstil der Autorin ist klar verständlich und angenehm flüssig zu lesen. Es fällt schwer, den Roman mit der letzten gelesenen Seite aus der Hand zu legen, denn mit der Familie Hirschvogl fühlt man sich über die durchlebten Ereignisse auf's innigste verbunden.
So kann ich voller Begeisterung diesen historischen Roman wärmstens empfehlen.