Ein sehr gelungener Generationenroman aus München

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miltonia 01 Avatar

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Das Titelbild ist sehr schön gestaltet mit einer Frauenfigur in Kleidung aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts, die sich vom Betrachter abwendet und in den großen Foyerbereich eines prächtigen Kaufhauses blickt.
Auch der Titel passt für meinen Geschmack sehr gut, er ist gleichzeitig Motto und Anspruch der jüdischen Familie Hirschvogl, die für eine fiktive Kaufmannsfamilie in München steht.

Der Roman beginnt mit der feierlichen Eröffnung des neuen Kaufhauses „Hirschvolg am Rindermarkt“. Die ganze Familie nimmt teil, alle Freunde, natürlich auch die Geschäftspartner und Honoratioren der Stadt und sogar der Prinzregent kommt!
Das große Ereignis ist sehr detailliert und liebevoll beschrieben, man lernt die wichtigsten Charaktere kennen und sieht auch schon, wo sich Konfliktfelder in der Familie und im Gesellschaftsleben auftun. Im Weitergang rankt sich der Roman hauptsächlich erstmal um den Patriarch der Familie Jakob und seine talentierte Frau Thea. Später geht dann das Hauptaugenmerk auf seine Tochter Lily über, die nach vielen Kämpfen die Leitung des Kaufhauses übernehmen darf.

Dabei werden sowohl die Liebes-, Ehe- und Familienprobleme nicht ausgespart, Kämpfe und Versöhnungen mit den Freunden und Freundinnen, Entwicklungen der Kinder, die nicht in das Weltbild der Eltern passen, Streit und Versöhnung, Verrat und Hilfe, wie das Leben so spielt.
Dies alles vor dem Hintergrund der aufkommenden Nazizeit, mit Anfeindungen aufgrund ihrer jüdischen Herkunft und Neid auf ihre privilegierte wirtschaftliche Stellung. Das Leben für die Familie wird immer schwieriger, darüber gehen Lieben und Freundschaften auseinander, andere Unterstützer finden sich dafür und manche werden den Krieg und die Nazizeit auch nicht überleben.

Das liest sich sehr flüssig, ist spannend geschrieben und man fürchtet unwillkürlich mit der Familie vor dem kommenden Unheil.
Dagegen sind nicht alle Charaktere immer schlüssig dargestellt, manche Wandlungen von Freund/ -in zu Feind/ -in und zurück kann ich nicht nachvollziehen und manchmal sind mir die ganzen Sozialleistungen und –ideen von z. B. Lily für ihre Kunden und Angestellten zu unglaubwürdig, auch Kaufhausbesitzer sind nun mal gezwungen, zuerst auf den Gewinn und erst dann auf soziale Wohltaten zu schauen, das ist ein bisschen viel für eine Person.

Nichtsdestotrotz kann ich das Buch sehr empfehlen, sehr schön finde ich auch den Stammbaum und die beigefügte München-Karte.