Ein wichtiges Zeitdokument

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Nach "Sommer der Freiheit" ist dies mein zweites Buch von Heidi Rehn, und ich bin auch dieses Mal wieder total begeistert. Heidi Rehn erzählt die Geschichte der Familie Hirschvogl, die Ende des 19. Jahrhunderts in München ein Kaufhaus errichtet, das den Münchnern das Herz höher schlagen läßt. Nicht nur das Bauwerk selbst stellt alles bisher Dagewesene in den Schatten, auch das Angebot an Waren läßt keine Wünsche offen. Das Kaufhaus wird zum Treffpunkt der Reichen und Schönen der Münchner Gesellschaft, die sich von Thea Hirschvogl beim Kauf der neuesten Mode aus Paris beraten lassen. Aber auch die Dinge für den täglichen Gebrauch gibt es hier zu kaufen, das Kaufhaus ist Anziehungspunkt für alle Münchner, und sein Aufstieg zum ersten Haus am Rindermarkt beginnt unaufhörlich. Jacob und Thea Hirschvogl können mit Recht stolz sein auf ihr "Haus der schönen Dinge".

Aufgrund des wunderbar gelungenen Covers kann ich mir vorstellen, wie das Kaufhaus gestaltet war. Dort hätte ich auch gerne eingekauft.

In den Folgejahren des 20. Jahrhunderts sind es vor allem die Tochter Lili Hirschvogl und dann deren Tochter Edna, die das Kaufhaus erfolgreich weiterführen, während die Söhne der Familien andere Ambitionen haben.

Nach dem stetigen Aufstieg sieht sich die Familie Hirschvogl aber den Repressialen der Naziherrschaft ausgesetzt, was letztendlich nicht nur den Verlust des Kaufhauses bedeutet, sondern auch tiefe Wunden in den privaten Beziehungen hinterläßt. So dürfen zwei geplante Hochzeiten nicht mehr stattfinden, weil die Ehen zwischen Juden und Ariern nicht mehr erlaubt sind.

Heidi Rehn hat ein gut recherchiertes und hochinteressantes Buch geschrieben über eine der schrecklichsten Zeiten in der Geschichte Deutschlands. Sie zeichnet ihre Protagonisten mit sehr viel Sorgfalt, schreibt über Liebe, Freundschaft und Verrat. Letzten Endes aber siegt das Wissen darüber, daß der Zusammenhalt in der Familie über allem steht, und hierfür ist die Familie Hirschvogl ein leuchtendes Beispiel.

Ich habe das Buch nicht geschlossen, ohne Tränen zu vergießen. Ich habe mit den Mitgliedern der Familie Hirschvogl mitgelitten und werde das Geschehen wohl nie begreifen.

Solche Bücher müssen geschrieben werden und sind wichtig, um dieses dunkle Kapitel deutscher Geschichte niemals zu vergessen.

Fünf Sterne für dieses Buch und eine unbedingte Leseempfehlung.