Was Menschen bewegt

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meldsebjon Avatar

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Jacob und Thea Hirschvogl eröffnen kurz vor der Jahrhundertwende ein ganz besonderes Kaufhaus in München. Hier kann man sich die Sehnsucht nach Luxus erfüllen, nichts braucht man wirklich, es sei denn, um Träume zu erfüllen. Es soll Kultur auf eine besondere Art vermittelt werden. Die Anordnung der Gegenstände hat durchaus künstlerischen Anspruch. Im Laufe der Zeit wir das Hirschvogl zu einer kulturellen Institution in München. Es gibt regelmäßig Veranstaltungen, eine Leihbibliothek wird eingerichtet, selbst ein eigenes Magazin wird herausgegeben. Die jüdische Familie ist voll integriert in das Münchner Leben, ist länger dort ansässig als die meisten anderen Honoratioren.
Der Leser begleitet die Familie mit ihrem recht großen Umfeld durch die Zeit, nimmt Teil an den Entwicklungen der Kinder und Enkel und erfährt, wie sich eine jüdische Familie fühlt, wenn auf einmal ihre Religion für Menschen Bedeutung gewinnt, für die das früher nie der Fall war. Dass man sich in solchen Zeiten an das klammert, das zunächst der einzig feste Angelpunkt im Leben zu sein scheint ist nachzuvollziehen, wenn auch aus heutiger Sicht ein Fehler.
Die ersten Seiten des Buches fand ich etwas langatmig und nicht wirklich spannen. Das lag wohl an der Vielzahl von Personen, die eingeführt werden. Es lohnt sich aber unbedingt, weiterzulesen! Wenn man erst einmal mit den Personen vertraut ist und deren Beweggründe versteht, kommt sehr schnell Spannung auf. Sehr hilfreich ist der vorne abgebildete Stammbaum. Ein wirklich gut geschriebenes Buch, das wieder zum Nachdenken anregt. Ich frage mich immer, wie ich mich verhalten hätte, wenn ich damals gelebt hätte, ohne das Wissen von heute!