Fehlende Tiefe

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miss_jenny Avatar

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Tan Twan Engs „Das Haus der Türen“ präsentiert sich als eleganter, sprachlich fein gearbeiteter Roman, der viel will – aber für mich letztlich mehr dekorativen als erzählerischen Wert hat.
Eine Geschichte über Ehebruch, gesellschaftliche Zwänge und historische Ereignisse, die jedoch mehr Kulisse als tragender Teil der Handlung sind. Viele historische Bezüge bleiben an der Oberfläche und werden nicht tief genug ausgearbeitet, um wirklich zu fesseln.

Zwar war es spannend, einen Einblick in Malaysias Geschichte zu bekommen – ein Thema, das in der westlichen Literatur selten eine Rolle spielt. Doch gerade diese kulturelle Tiefe wird häufig durch die Verwendung malaysischer Begriffe ohne Übersetzung oder klare Kontextualisierung erschwert. Statt Atmosphäre zu schaffen, entstehen so oft Verständnislücken, die den Lesefluss stören.

Auch die Figuren blieben für mich seltsam blass. Willies Beziehung zu seinem Partner verläuft im Sand, ohne Auflösung. Leslies Geschichte wirkt stellenweise interessanter – ihre Arbeit im chinesischen Zentrum, ihre Verbindung zu Ethel –, doch auch hier fehlt der emotionale Tiefgang. Ihre Erlebnisse fühlen sich wie Randnotizen an, statt Teil eines lebendigen Erzählbogens zu sein.

Hinzu kommt eine verwirrende Erzählstruktur mit häufigem Wechsel zwischen Ich-Perspektive und personaler Erzählweise sowie zwischen verschiedenen Zeitformen. Dieser stilistische Kniff wirkte auf mich eher sperrig als kunstvoll.