Gefangen in den Konventionen

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leonie70524 Avatar

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Im Jahr 1921 kommt der britische Schriftsteller Willie Somerset Naugham auf die malaysische Insel Penang. Hier besucht er das Ehepaar Lesley und Robert, seinen alten Jugendfreund. Lesley ist erst wenig begeistert, denn sie muss sich um Willie kümmern. Sein als Sekretär getarnte homosexueller Freund Gerald treibt sich lieber abends rum, um das Geld des Schriftstellers bei Glücksspielen zu verprassen. Robert ist krank und geht abends früh zu Bett, so dass sich Lesley gezwungen sieht, Somerset Maughan zu unterhalten. Nach und nach kommen sich die beiden näher und offenbaren sich ihre Probleme. Der Schriftsteller ist pleite, leidet unter seiner Scheinehe, da er seine Sexualität nicht offen ausleben darf und befürchtet, seine Tochter zu verlieren.
Lesley fühlt sich ungesehen und traut sich nicht, aus ihrer Ehe auszubrechen. Die wahre Liebe hat sie bereits mit dem chinesischen Revolutioniär Sun Yat-sen erlebt, die in Rückblenden im Jahr 1910 erzählt wird.
Die Geschichte von Willie wird in der dritten Person erzählt, während Lesley als Ich-Erzählerin auftritt. Die Geschichte ist sprachlich poetisch und fein gezeichnet, hat jedoch einen leichten Erzählton und ist damit flüssig zu lesen. Die Konventionen, unter denen die Protagonisten zu leiden haben, halten auch noch in der heutigen Zeit an, wo viele Menschen noch immer mit Vorurteilen zu kämpfen haben und sich nicht trauen das Leben zu leben, was ihnen bestimmt ist.
Ich fand "Das Haus der Türen" wunderschön geschrieben. Es ist ein tiefgründiger und trotzdem leichter Roman im Zeitalter des Imperialismus, der wehmütig und zugleich poetisch ist.