High Society in Malaysia mit Somerset Maugham

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q5helgi Avatar

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In der britischen Kolonie Malaya bekommt die Upper Class einen neuen Gast, den Schriftsteller William Somerset Maugham. Lesley und ihr Ehemann Robert nehmen ihn bei sich auf, und in diesen zwei Wochen erfahren wir ziemlich viel über so ziemlich alles. Denn in diesem Roman gibt es viele Themen, die in einer schönen Sprache dargelegt werden. Doch am Ende bleibt es eine Liebesgeschichte.
Bei so vielen Themen und Punkten droht das Buch, überladen zu wirken, doch hier kommt die Schreibkunst von Eng ins Spiel. Hier eine kurze Liste dieser Inhalte: es ist eine kleine Biografie über „Willie“ (S. Maugham), der, glaube ich, der Startpunkt für diesen Roman war, - dem dritten des Autors. Die Handlung spielt im Jahr 1921 und wird aus der Sicht von Willie und Lesley erzählt. Auch wenn Lesley eine reale Person ist, erscheint sie hier – wie auch in einer Erzählung von Willie – als literarische Figur. Am Anfang ist ein Symbol von Maugham abgedruckt, das erneut mit der Idee spielt, es handle sich um einen Roman von Willie. Doch denke ich, bezweckt der Autor eine andere Absicht zum Schluss.
Neben Maugham nimmt auch der Gerichtsprozess um Ethel Proudlock viel Raum ein – sie war des Mordes angeklagt. Dieser Abschnitt war etwas langatmig. Doch neben der High Society geht es auch um Ehen und Affären, Homosexualität und Liebe – mit Gesprächen von Frauen in Teekleidern und Männern am Strand über Revolutionen. Denn auch Sun Yat-sen kommt vor. Es gibt Auseinandersetzungen über die Gleichstellung von Mann und Frau; es werden Spannungen zwischen Europäern und Einheimischen dargestellt. Neben dem chinesischen Revolutionär treten auch Raynaldo Hahn und gelegentlich Oscar Wilde auf. Alles ist verbunden und auch der Titel wird erklärt.
Lesley und Willie geben dem Roman Halt. Die Figuren wirken durchweg authentisch. Die Erzählung verströmt eine Atmosphäre vergangener Zeiten – ein orientalisches, literarisches Gefühl; eine belesene Gesellschaft, die noch Horaz zitiert. Neben vielen Metaphern wird auch die Flora konkret benannt: Unterschiedliche Baumarten und Blumen werden detailliert beschrieben – ein schönes Detail, das zur Atmosphäre einer tropischen Insel beiträgt und die typische Pflanzenwelt der Region einbezieht.
Dieses Buch beschwört mit Leichtigkeit die Atmosphäre intimer Gespräche, emotionaler Dilemmata und einer kolonisierten Insel. Ein sehr gelungenes Buch für alle, die sich für Somerset Maugham und Malaysia in den 1920er-Jahren interessieren.