Was nicht sein darf

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rebeccawinter Avatar

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Mit der Zeichnung eines malayischen Hauses mit üppiger Gartenvegetation in zarten Pastellfarben hat der Dumont-Verlag diesem Buch einen passenden Schutzumschlag gegeben. Dazu passt der lindgrüne Pappeinband. Ein Lesebändchen und qualitativ hochwertiges, glattes Papier ergänzen die feine Gestaltung. In dieser Aufmachung wirkt das Buch sehr ansprechend und würde mein Interesse in einer Buchhandlung alleine schon deswegen wecken.

Bei diesem Roman von Tan Twan Eng wird aus der Zeitebene von 1947, in dem Lesley Hamlyn auf dem Gelände einer Schaffarm in Südafrika lebt, in rückblickend in Ereignisse im Jahr 1921 erzählt. In dieser Zeit lebte Lesley mit ihrem Ehemann Robert in Malaya, dem heutigen Malaysia. Ein Besuch des alten Freundes W. Sumerset Maugham, der mit seinem Sekretär und Liebhaber Gerald reist, unterbricht die Routine. Als Maugham erfährt, dass er erhebliche Vermögensverluste erlitten hat, wird dessen Lebensplanung hinfällig. Er muss schreiben, um seine Verpflichtungen zu erfüllen. Und ausgerechnet nun fällt ihm nichts zündendes ein. Seine Gastgeberin Lesley erzählt ihm daraufhin eine Begebenheit aus 1910, die ihr Leben und ihre Einstellung drastisch veränderte.

Also die Geschichte in der Geschichte.
Tan Twan Eng schreibt dabei so elegant und atmosphärisch, dass ich an die Kurzgeschichten von Sumerset Maugham erinnert werde, die er inspiriert von seinen Fernostreisen schrieb. Mit leichter Feder versetzt Tan Twan Eng den Leser in die malayische Kultur und in einen anderen Zeitabschnitt. Vor allem die Handlung auf der Insel Penang lässt die feucht-warme Hitze und die farbige Tropenatmosphäre spüren.
Doch auch die Enge der kleinen Gesellschaft der Kolonialengländer, der „angmoh“, wird dargestellt. Ihre Regeln sozialen Verhaltens sind unumstößlich, will man nicht isoliert werden.
Was hier nicht toleriert wird, darf nicht sein. Wird totgeschwiegen oder vertuscht.
Auch wenn dies beklemmend ist, so herrscht im Roman eine hoffnungsvolle, positive Stimmung. Es ist sehr angenehm zu lesen. Zu Beginn musste ich öfter Begriffe aus dem malayischen Sprachgebrauch nachschlagen. Geographische und historische Kenntnisse helfen dazu, einiges verständlicher zu machen.
Ein absolut lesenswerter Roman!