solider englischer Gesellschaftsroman

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Judith Lennox erzählt mit „Das Haus in den Wolken“ das Schicksal einer Familie kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Der wohlhabende Geschäftsmann Richard Finborough für den Macht, Reichtum und Erfolg die Ziele seines Lebens darstellen, lernt durch eine Autopanne die schöne, aber unnahbare Isabel Zeale kennen. Unbeachtet ihrer gesellschaftlichen Herkunft verliebt er sich in kühle Schönheit, die zunächst nichts von ihm wissen will. Nach und nach schafft er es aber, sie von seiner Liebe zu überzeugen.

Nach ihrer Hochzeit verbringen Richard und Isabel eine wundervolle Zeit miteinander, in der ihre drei Kinder Philipp, Theo und Sara geboren werden. Als Richard sich nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges als Freiwilliger meldet, wendet sich das Blatt. Während eines Kampfes wird er schwer verwundet und nur durch den Einsatz eines Kameraden kann sein Leben gerettet werden. Psychisch schwer gezeichnet kehrt er in seine Familie zurück, aber das einstige, sorgenfreie Leben ist für ihn nicht mehr möglich.

 

Richards Kriegsverwundung, die Aufnahme einer Pflegetochter und die zunehmende Abnabelung der Kinder führen im weiteren Verlauf der Geschichte immer wieder zu einschneidenden Ereignissen, die das Zusammenleben der Familie allmählich schwieriger gestalten. Nach einer Liaison Richards mit der Hutmacherin Elaine Davenport entfernen sich Isabel und Richard immer mehr voneinander und als auch noch ein Geheimnis aus Isabels Vergangenheit die Beziehung schwer belastet, kommt es zur Trennung.

 

Gut recherchiert, vor einem historischen Hintergrund, der zwei Weltkriege umfasst, erzählt die Autorin die Geschichte der Familie Finborough. Mit der ihr eigenen Distanz, ohne dabei weit in die Tiefe zu gehen, beschreibt sie das Leben der Protagonisten, ihre vielfältigen Gedanken und Gefühle. Besonderen Wert legt sie dabei auf die Auslotung zwischenmenschlicher Beziehungen und die Einflussnahme unvorhersehbarer Ereignisse auf ihre persönliche Entwicklung.

 

Mit „Das Haus in den Wolken“ hat Judith Lennox ein Romanepos geschaffen, das aufgrund der gewählten Kulisse und der Wahl zeitgemäßer Romanfiguren eine große Authentizität vermittelt. Unterstützt durch einen leichten, flüssig zu lesenden Schreibstil, bringt sie dem Leser die Lebensumstände der damaligen Zeit in einer zeitgerafften Form nahe und lässt ihn an Einzelschicksalen teilhaben. Wer aber hinter dem Titel „Das Haus in den Wolken“ ein Liebesroman vermutet, der irrt. Judith Lennox hat mit diesem Buch einen soliden englischen Gesellschaftsroman geschrieben, der ohne die Aneinanderreihung von spannungsgeladenen Momenten gut auskommt, beste Unterhaltung bietet und sich angenehm lesen lässt.