Eine Familie muss sich bewähren

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Dieses Buch hat mich emotional total mitgenommen, und ich werde diese Familientragödie nicht so schnell verarbeiten. Es ist Tom, der mein ganzes Mitgefühl besitzt. Was ihm geschehen ist, sollte ein Kind nicht erleben dürfen. Mit 9 Jahren muss er erleben, wie sein Vater seine Mutter brutal ermordet und sich anschließend selbst umbringt. Ab diesem Zeitpunkt hört Tom auf zu sprechen und zieht sich in sich selbst zurück. Seine Tante Sonya, bei der er untergebracht wird, ist nicht geeignet, mit dem traumatisierten Kind zurechtzukommen, weshalb Tom zu seiner Tante Rose gebracht wird. Rose hat einen vierzehnjährigen Sohn Nick, der mitten in der Pubertät steckt und sich Tom gegenüber ablehnend und nicht immer fair verhält. Im Haushalt lebt auch noch Will, der Bruder von Rose, ein Chaot, ohne Beruf und ohne Ziel im Leben.

In Roses Haushalt herrscht Chaos. Sie ist eine Getriebene und immer auf der Suche nach einer neuen Männerbekanntschaft, um sich immer aufs Neue ihre Anziehungskraft zu beweisen. So ist Tom sich meistens selbst überlassen, was ihm ohnehin das Liebste ist. Bis eines Tages Ray vom Jugendamt auftaucht und Tom letztendlich aus diesem Chaos herausholt und in einer Pflegefamilie unterbringt.

So weit die Geschichte, die mit wenigen Protagonisten auskommt, die man, aufgrund ihrer hervorragenden Charakterisierung schnell kennen lernt und sich mit ihnen auseinandersetzen kann.

Die Geschwister fühlen sich alle schuldig. Sie haben Monas Beteuerungen, dass in ihrem Leben alles bestens sei, geglaubt, zumal deren Ehemann Russel ein Freund der Familie war, dessen Handeln niemand voraussehen konnte oder wollte. Sonya, Rose und Will trauern aus ganzem Herzen um ihre Schwester und machen sich die schlimmsten Vorwürfe, sich nicht genügend um Mona gekümmert zu haben, vor allem um Tom, der die Wutausbrüche seines Vaters gegenüber der Mutter schon lange ertragen mußte.

Obwohl Rose und Sonya sich spinnefeind sind, müssen sie lernen, um Toms Willen einen Weg zu finden, der diesem aus der Dunkelheit wieder ins Leben verhilft.

Tom ist mir während des Lesens ans Herz gewachsen. Es ist ungeheuer schwer, einem solchen Kind zu helfen, das gelingt oft auch den Therapeuten nicht. Ich hätte ihn gerne in den Arm genommen, aber er hat ja auch jede Berührung verweigert.

Dies ist eine außergewöhnlich anrührende Familiengeschichte, von der ich nicht so schnell loskommen werde. Der Autorin hat eine wunderbare und besondere Familiengeschichte geschrieben, die meine uneingeschränkte Leseempfehlung erhält und der ich ganz viele Leser und Leserinnen, schon um Toms willen, wünsche.