Einfühlsam und tiefgehend

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In "Das Haus in der Claremont Street" schreibt Wiebke von Carolsfeld unglaublich emotional und detailliert über die Gedanken und Gefühle der beteiligten Familienmitglieder. Toms Eltern sind tragisch gestorben, sodass nun ein stummes Waisenkind zurückbleibt und sich die Familie um ihn herum neu orientieren muss. Toms unfreiwillig kinderlose Tante Sonya sieht in dieser schrecklichen Situation eine Chance, doch einen Sohn zu haben. Allerdings kann sie nicht zu dem Jungen durchdringen und gibt nach einigen Wochen auf, sodass Tom zu seiner zweiten Tante und seinem Onkel zieht. Diese sind im Gegensatz zu Sonya, bei der Ordnung wichtig ist, eher chaotisch und durcheinander. Trotz aller Bemühungen scheint keiner zu Tom durchdringen zu können, sodass er sich weiter in seiner eigenen Welt versteckt und später auch beginnt, sich selbst zu verletzen.

Die Schreibweise von Wiebke von Carolsfeld war sehr schön. Man konnte durch verschiedene Erzählperspektiven Einblick in die Gedanken der Familie erlangen und auch sehen, was in Toms Kopf vorgeht, auch wenn er nichts sagt. Der Roman ging mir persönlich sehr nahe und war an einigen Stellen schon schwer bzw intensiv zu lesen. Insgesamt hat die Autorin hier meisterhaft eine komplexe Familiengeschichte auf den Punkt gebracht und es hat Spaß gemacht, sie durch diese Tragödie zu begleiten.