Lesenswert!

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susanne probst Avatar

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Was der 9-jährige Tom ertragen muss ist unfassbar!
Sein gewalttätiger Vater erschlägt seine Mutter Mona und erschießt sich dann selbst.
Tom verfällt daraufhin in einen inneren Rückzug und in ein schockiertes, von Schuldgefühlen erfülltes Schweigen.
Sonya, die älteste Schwester seiner Mutter, und deren Ehemann Alex nehmen Tom gern bei sich auf.
Sie sind seit Jahren ungewollt kinderlos.
Allerdings haben sie sich das Zusammenleben anders vorgestellt, als es jetzt, mit einem 9-jährigen traumatisierten Bettnässer, ist.
Aufgrund der Überforderung wird Tom weitergereicht.
Sonyas jüngere Schwester Rose springt ein und von da an lebt Tom bei Rose, ihrem 14- jährigen Sohn und ihrem Bruder Will, Toms Onkel, in der Claremont Street in Toronto.
Da erwartet ihn ein bisher nicht bekanntes, chaotisches Leben, in dem er sich etwas wohler fühlt.
Aber es bleibt schwierig und unbeständig.
Es wird spannend, wie es mit Tom und den Geschwistern seiner Mutter, die konflikthaft miteinander verwoben sind und sich selbst auch Vorwürfe wegen dem Tod ihrer Schwester Mona machen, weitergeht.

Die Autorin hat eine bewegende, erschütternde, schockierende Familiengeschichte zu Papier gebracht.
Ich wurde sofort in das Geschehen hineingezogen und hatte sowohl Charaktere als auch Handlungsorte bildhaft und szenisch vor Augen.
Bei allem Tragischen ist es schön, zu lesen, dass eine zerstrittene Familie genau dadurch wieder zusammenwachsen kann. Außerdem sorgen einige wohl dosierte Portionen Humor für guten Ausgleich.
Es überwiegen am Ende das Gefühl und die Zuversicht, dass man selbst aus dem Schlimmsten das Beste machen kann.

Ich möchte den feinfühlig aber nie kitschig geschriebenen 368-seitigen Debutroman der Deutsch-Kanadierin Wiebke von Carolsfeld sehr gerne weiterempfehlen.
Es ist ein Roman, der aus der Masse hervorsticht und nachhallt.