Sprachlosigkeit

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
meldsebjon Avatar

Von

Tom spricht nicht mehr. Das ist verständlich, hat er doch aus nächster Nähe erlebt, dass seine beiden Eltern auf brutale weise zu Tode kommen. Vielleicht hat ein neunjähriger Junge einfach keine Worte, um über seine Gefühle zu sprechen und schweigt daher lieber. Natürlich macht er es seinen Verwandten damit nicht gerade einfach, ihn zu verstehen. Bei der Trauerfeier sind alle erst einmal selbst mit sich beschäftigt, muss doch auch für Erwachsene der Tod von Schwester und Schwager erst einmal verarbeitet werden. Beide Schwestern und auch der Bruder der Mutter sind hilfsbereit, wollen Tom aufnehmen und scheitern doch erst einmal. Weder die pedantische Sonja, noch die jüngere Schwester, die mit Bruder und Sohn in einem Haus in der Claremont Street wohnt, sind der Sache gewachsen, keiner kommt mit dem Schweigen klar. Und doch ist es eine Chance, selbst einmal über Dinge zu sprechen, über die sonst geschwiegen wurde. Es scheint, als müsste man erst einmal die eigenen Probleme in den Griff bekommen, bevor man bereit ist, anderen zu helfen.
Eigentlich klingt das alles ganz furchtbar und eigentlich ist das kein Stoff, den man gerne lesen möchte, zu traurig das Ganze. Aber die Autorin ist in der Lage, auch diese traumatische Situation mit etwas wohl dosiertem Humor zu präsentieren, so dass das Lesen trotz aller schlimmen Dinge wirklich Spaß macht. Für mich heißt das: Lasst euch nicht unterkriegen, irgendwie geht es weiter und irgendwann ist alles besser!