Ein Abschied, der schwer fällt

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teer25 Avatar

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Ursula Ott greift mit ihrem Buch "Das Haus meiner Eltern hat viele Räume" ein Thema auf, mit dem sich meine Generation aktuell befassen muss. Wir waren vor ein paar Jahren in der gleichen Situation, deshalb hat mich der Titel auch sofort angesprochen.
Die Autorin erzählt sehr gefühlvoll die Geschichte ihrer Familie, die nach dem Tod des Vaters entschieden hat, das Elternhaus zu verkaufen, weil die Mutter mit 87 Jahren in eine seniorengerechte Wohnung umzieht. Alle bewundern den Mut der Mutter Neues zu wagen, aber das Abschiednehmen vom Elternhaus - und damit auch von der eigenen Kindheit und einem großen Stück Geborgenheit - fällt schwer. Das habe ich am eigenen Leib erlebt. Beim Ausräumen der vielen Zimmer wird einem erst einmal klar, was sich im Laufe der Zeit so alles angesammelt hat. Vieles ist unnützer Kram, der aber mit vielen Erinnerungen verbunden ist. Was tun damit - wegwerfen oder aufheben? All das sind Fragen, die Ursula Ott versucht zu beantworten. Letztendlich sind das sehr persönliche Entscheidungen, die jeder ganz persönlich für sich treffen muss, je nachdem wie wichtig einem die verschiedenen Dinge sind.

Gestolpert bin ich ein wenig über den Ausdruck "Kriegsenkel" , so würde ich mich nie bezeichnen, aber im Grunde genommen hat die Autorin damit recht: auch meine Eltern sind im Krieg aufgewachsen, mein Opa ist im Krieg gefallen; ihn durfte ich nie persönlich kennenlernen. Ich bin ein Kriegsenkel. Das ist mir jetzt erst so richtig bewusst geworden.

Das Buch ist schön geschrieben, es lässt sich flüssig lesen. Ich habe mich mit der Autorin gut identifizieren können. In vielen Beschreibungen habe ich meine eigene Familie wiedererkannt. Ein lesenswertes Werk, das unterhält und zum Nachdenken anregt.