Ein ganz besonderer Umzug

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
sillesoeren Avatar

Von

Vorab ein Wort zur Covergestaltung: Viele andere Stimmen loben die offene Umzugskiste. Mir hingegen ist dieses sehr künstlich wirkende Stillleben in dem Karton eher negativ aufgefallen. So würde auch der unordentlichste Mensch keinen Umzugskarton packen. Die wilde Mischung ist unrealistisch und nicht einmal hübsch zusammengestellt.
Mir hätte ein sich die Haare raufender Mensch inmitten von Staubfängern, Nippes und anderem Tüddelkram besser gefallen, oder ein nachdenklicher Mensch mit einem Familienfoto in der Hand. Aber diese Kiste transportiert nichts von den Emotionen, die im Buch angesprochen werden.

Der Buchinhalt hingegen gefällt mir ausgesprochen gut. Der Schreibstil ist flott und spricht mich sehr an. Genau so wird es mir auch ergehen, wenn meine Mutter nicht mehr in ihrer Wohnung (= meinem Elternhaus) bleiben kann.

Ursula Ott (die Autorin,Jahrgang 1963) erlebt das, was viele von uns um die 50 erleben. Den eigenen Eltern wird das Wohnen im eigenen Haus zu viel. In Otts Fall zieht die 87 Jahre alte Mutter in eine betreute Wohnung, Ursula Ott und ihre Schwester müssen nun das Elternhaus räumen und verkaufen.

Ich schreibe es extra in dieser Weise, denn manch ein anderer Rezensent tut geradewegs so, als habe er ein Sachbuch bzw. einen Ratgeber erwartet. Nein, es ist ein ganz persönliches Buch der Autorin vom Loslassen, Ausräuen und Bewahren.
Es enthält zwar Tipps, aber eigentlich ist es einfach nur ein dünner Band von 149 Seiten voller nachdenklicher Passagen und berührender Gedanken. Die Schwestern verlieren sich immer wieder in Erinnerungen an ihre Kindheit. Dennoch bleibt sie stets fokussiert und gut strukturiert. Das fällt besonders bei den Kapitelüberschriften auf, denen jeweils ein oder zwei Sätze mit einer Erklärung der Thematik folgten.
Ungewöhnlich, aber nicht schlecht, fand ich die Idee, dem eigentlichen Text noch zwei Anhänge folgen zu lassen: von Seite 151 bis 180 nennt sie im 'ABC der Dinge' eine ganze Reihe von Sachen, die wohl jeder von uns beim Ausräumen seines Elternhauses entdecken wird und gar nicht wegwerfen will. Die letzten Seiten verweisen auf weiterführende Literatur, die sicherlich sachlicher mit dem einen oder anderen Thema umgehen wird.

Insgesamt war es für mich ein nettes Buch für einen Nachmittag, das mir einige Denkanstöße gab.