Leider etwas schwächer als der Vorgänger

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Inhalt
Mandinorien ist eine hochentwickelte Welt im Industriezeitalter, deren Wohlstand auf Drachenblut beruht. Rote, Grüne, Blaue und Schwarze Drachen werden in der Wildnis gefangen und vollständig ausgeblutet, da je Drachenart fast magische Kräfte mithilfe dessen im menschlichen Körper wirken. Aber auch Maschinen erlangen vollste Leistung erst mit Blut. Doch es gelingt nicht, die Drachen selbst zu halten, da ihr Blut an Wirkung verliert und in Freiheit lebende sind kaum noch aufzutreiben. Die Rohstoffknappheit bringt die zwei größten Reiche an den Rand eines Krieges.
Lange hielt sich die Legende des Weißen Drachen und nun ist er nach Jahrtausende währendem Schlaf erwacht – und wenig erfreut, wie mit seinen Artgenossen umgegangen wird. Er beginnt einen Rachefeldzug; immer mehr Drachen schließen sich ihm an und er wandelt Menschen in Verderbte, die seinem Willen unterworfen sind. Seine Armee wächst stetig und kann, wie es scheint, nicht besiegt werden. Doch noch immer begreifen die Reiche nicht, dass sich ihnen eine Gefahr nähert, die für den Untergang der Menschheit sorgen könnte.


Meinung
Wer zu diesem zweiten Band greift, sollte in jedem Fall den Vorgänger gelesen haben, weil es sich bei Ryans Werk um eine sehr komplexe Geschichte handelt, die zudem mehrere Protagonisten in den Mittelpunkt stellt. Erst hier in die Story einzusteigen, dürfte kaum gelingen.
Zunächst lässt sich der Roman sehr gut an, neben Lizanne werden auch Clay, Hilemore und Sirus von ihren Abenteuern berichten. Leider gelingt ihnen beinahe alles, was leider nicht für viel Spannung sorgt, da oft klar ist, wie die jeweilige Begebenheit enden wird.
Lizanne, als beste Agentin, verschlägt es in ein Hochsicherheitsgefängnis, an dem noch jeder andere gescheitert ist und aus dem eine kleine Stadt im Nirgendwo des Kaiserreichs entwachsen ist. Es gelingt ihr in kürzester Zeit, nicht nur die Person zu suchen, die den Kampf um den Weißen Drachen zum Positiven zu ändern vermag, sie stürzt auch gleich noch das herrschende System. Dabei lassen sich die Ecken und Kanten, die sie zu einem interessanten Charakter haben werden lassen, vermissen.
Sirus ist zu einem Verderbten gewandelt worden, genießt jedoch das Wohlwollen des Drachen, weil er ihm nützlich ist. Seine Figur dient augenscheinlich dazu, das Begehren des Weißen zu schildern, sein Vorgehen, seine Intelligenz. Aber auch Sirus scheint mehr zu sein und zu können, denn er denkt noch wie er selbst und schafft es sogar, sich dem Willen seines Herrn zu widersetzen.
Clay indes ist ins tiefe Eis vorgedrungen, wo er eine Jahrtausendealte Stadt vorfindet, in der es auch eine Überlebende von damals gibt. Sie offenbart ihm, wie es einst dazu gekommen ist, das Blutgesegnete und auch Drachen entstehen konnten.
Mittig beginnt sich das Gesamtgeschehen leider ein wenig zu ziehen, obwohl die Grundidee hervorragend durchdacht und angelegt wurde. Aber nicht nur die Überhelden vergällen ein wenig den Lesespaß, die Handlung selbst wirkt immer gedrungener und wie eingekürzt. Aus der (eigentlich nicht ganz so reichlichen) Handlung dieses zweiten Bandes hätten gut mehrere Bücher gemacht werden können oder zumindest noch einige Seiten mehr. Vermutlich haben sich hier jedoch Idee und Verlagsvorgaben widersprochen. Gegen Ende wirkt es kurz sogar abstrus, bis die Kapitel – sie sind je aus Sicht einer der Figuren erzählt – sich häufiger abwechseln und mit einigen neuen Entwicklungen in ein noch einmal reizvolles Ende entlassen.
„Das Heer des Weißen Drachen“ ist im Vergleich zu seinem Vorgänger leider spürbar abgeflacht, wenn Actionfreunde auch voll auf ihre Kosten kommen werden. Ryan lässt nach dem Zuschlagen des Buchdeckels keinen Zweifel daran, dass es im Finale um nichts Geringeres als den Kampf der beiden Spezies, Mensch und Drachen, gehen wird – und nur eine gewinnen kann. Obwohl dieser Mittelteil leider nicht ganz überzeugen kann, vermag es Ryan, durch seine dichte Schreibweise, die von ihm erdachte Welt und den Wechsel zwischen Abenteuer-, Spionage- und Fantasyroman seine Leser in den Bann zu ziehen.


Draconis Memoria:
1. The Waking Fire (Das Erwachen des Feuers)
2. The Legion of Flame (Das Heer des Weißen Drachen)
3. The Empire of Ashes (Das Imperium aus Asche)