Die Fortsetzung der Nornenkriege

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jazebel Avatar

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Mit „Das Herz der verlorenen Dinge“ kehrt Ted Williams wieder nach Osten Ard zurück.

Zuerst mal zu einem m.M. nicht so geglückten Punkt: dem Cover. Das Covermotiv vermag mich nicht zu begeistern, die Hintergrund- Farbwahl ist sehr düster und drückend. Dies passt zwar durchaus zur Geschichte, aber in Verbindung mit dem knallorangen Element wirkt das ganze irgendwie wie eine wildgemusterte Achtziger- Jahre- Couch. Zeitgemäße, ansprechende Cover sehen anders aus. Wenigstens beeindruckt der Rest des Buches aber mit einer schönen Ausstattung, den hässlichen Schutzumschlag kann man ja abnehmen. Es sind nach dem Roman sowohl Karten, als auch ein Glossar und eine ca. 30- seitige Leseprobe des nächsten Teils enthalten, der Buchrücken hat einen schicken Silber-Prägedruck erhalten.

Die Geschichte selbst startet mittendrin im Zug der Nordmänner, die die letzten Flüchtenden des Nornenvolkes stellen wollen. Wer erst mit diesem Band in die Geschichte einsteigt, so wie ich, wird als Fantasyleser/in aber keine größeren Probleme haben sich in der Welt und mit der Vorgeschichte zurecht zu finden, zumal diese immer wieder angeschnitten wird und man so genügend erfährt.

Trotz aller Fantasyelemente muss man Herrn Williams zugute halten, dass er den Krieg nicht glorifizierend beschreibt. Im Gegenteil er thematisiert oft die Sehnsucht der Kämpfenden nach ihrem Zuhause, nach Frieden, nach einem Ende des ganzen Konflikts, was das Ganze trotz der Genrezuordnung sehr realistisch erscheinen lässt. Fantastische Elemente wie Magie, das unsterbliche Nornenvolk oder geheimnisvolle, alte Artefakte kommen aber natürlich nicht zu kurz. Einige Szenen im Buch sind wirklich spektakulär, da ist bildgewaltiges Kopfkino garantiert.

Ein klein wenig hat mir bei den Charakteren die Charaktertiefe gefehlt, sie wurden bis auf wenige Ausnahmen alle nur sehr oberflächlich charakterisiert, die individuellen Motive des Handelns sind deswegen nicht immer ganz klar. Manche Nebencharaktere wie die Zida’ya- Beraterin des menschlichen Heers, werden quasi gar nicht weiter erläutert, so das deren Rolle und Handeln komplett mysteriös bleibt. Das finde ich persönlich sehr schade.

Alles in Allem ein gutes Buch von einem der bekanntesten Fantasy-Autoren, allerdings scheint es mir ein wenig „mit der heißen Nadel“ gestrickt worden zu sein, manche Dinge wie die Beweggründe und das Seelenleben der Charaktere hätte man besser ausarbeiten können. Für Tad Williams-Fans und Leser der Reihe ist dieses Buch auf jeden Fall zu empfehlen.