Gelungene Rückkehr nach Osten Ard

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mojoh Avatar

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Zurück in Osten Ard – fühlt sich sehr gut an. 20 Jahre, nachdem Tad Williams seine Saga um das Geheimnis der großen Schwerter eigentlich beendet hatte kehrt er in die Welt von Osten Ard zurück. Das tut er nicht nur schriftstellerisch als wäre er niemals weggewesen sondern auch inhaltlich, schließt er mit diesem Buch doch unmittelbar an die Handlungen von damals an.
Die Schlacht um Asu’a oder den Hochhorst ist gerade geschlagen, die Nornen auf dem Rückzug nach Nakkiga, ihrer Heimat. Verfolgt werden sie von Herzog Isgrimnur im Auftrag von König Seoman.
Der Auftrag, den der alte Haudegen hat ist nicht ganz klar, er soll nach eigenem Ermessen entscheiden, wie er mit den Flüchtigen umgeht. Das ist im Grunde schon der rote Faden, der sich durch die Geschichte zieht.
Fleisch an das Skelett der Erzählung kommt durch die tollen Charaktere, teils alte Bekannte, zum Großteil aber neue. Allen voran bekommen die Nornen nun eine Stimme – aus der Sicht des „jungen“ Baumeisters Viyeki wird den Hikeda’ya deutlich mehr Tiefe verliehen, als noch in der ursprünglichen Saga, wo sie bis auf einzelne Ausnahmen nur die Rolle von mächtigen aber „gesichtslosen“ Gegnern der Protagonisten zu spielen hatten. Diese Perspektive hat mir sehr gefallen. Auch die gelegentlichen Einschübe aus der Chronik der Nornen fand ich sehr interessant.
Die anderen Sichten bieten viel Altbekanntes, wenn beispielsweise Herzog Isgrimnur mit seinen Rimmersmännern Kriegsrat hält oder an seinem Auftrag zweifelt und in die persönliche Auseinandersetzung mit der Sitha-Begleiterin seines Heeres Ayaminu geht. Altbekannt meint selbstverständlich altbekannt gut. Einzig der Plot der beiden Soldaten aus Ansis Pellipßé im Heer des Königs Porto und Endri war nicht ganz so mein Fall, sie entwickelte sich erst später zu einem interessanten Handlungsstrang.
Insgesamt aber hat Tad Williams mit seiner „Einleitung“ zur neuen Saga in Osten Ard einen fulminanten Auftakt hingelegt. Gewohnt gekonnt, einfallsreich und spannend bewegt sich der Autor im High Fantasy Genre und macht seinen Lesern Appetit auf die weiteren Handlungen in der von ihm geschaffenen Welt. Zwar ist meine Lektüre der ursprünglichen Saga erst 2-3 Jahre her, so dass ich sicherlich noch nicht so sehnsüchtig auf eine Fortsetzung gewartet habe, wie diejenigen Leser, die seit deren Erscheinen vor 20 Jahren warten, trotzdem bin ich sofort wieder in die Geschichte eingetaucht und warte auf die für Herbst dieses Jahres angekündigte „Hexenholzkrone“ als erneuten Auftakt zu einer Saga aus Osten Ard.
Achja, und selbst wenn man die ersten Bücher nicht kennen sollte, dann empfiehlt es sich zwar, das schnellstmöglich nachzuholen, ist aber für das Verständnis und den Genuß dieses Buches keine zwingende Voraussetzung.