Ein rasantes Spiel mit den Gefühlen des Lesers

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schlumeline Avatar

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Jodi Picoults Roman das Herz ihrer Tochter erzählt uns von June, die durch einen fremdverschuldeten Autounfall ihren Mann verliert. Wie durch ein Wunder überleben sie selbst und ihre kleine Tochter Elizabeth. Ein Polizist, der die Ermittlungen hinsichtlich des Autounfalls begleitet hat, hilft June über diese schwere Zeit hinweg. Schließlich heiratet June den Polzisten Kurt, der für ihre Tochter ein liebevoller Vater ist. Beide erwarten ein erstes gemeinsames Kind als Shay Bourne als Handwerker für Reparaturarbeiten am Haus die Nähe der Familie sucht.

Shay tötet Elizabeth und ihren Vater Kurt und wird dieses Verbrechens angeklagt. Nähere Tatumstände erfährt der Leser an dieser Stelle noch nicht. Da das Mädchen keine Unterhose mehr trug und man diese bei Shay gefunden hat, wird gemutmasst, dass Shay sie vergewaltigt hat oder zumindest vergewaltigen wollte. Dies ist aber nicht sicher. Die Anklage gegen ihn basiert nur auf dem Vorwurf Mord. Die Geschworenen haben ihn bereits des Verbrechens für schuldig erklärt und müssen nun über die mögliche Todesstrafe abstimmen.

Die Autorin präsentiert uns diese Leseprobe in der ich-Form aus der Sicht verschiedener Personen. Da ist zum einen June, die, nachdem sie bereits ihren ersten Mann verloren hat, nun auch noch um den zweiten Mann und die Tochter trauern muss. Ihre Sichtweise ist verständlicherweise stark von Emotionen geplagt. Sie wünscht sich die Todesstrafe für den Angeklagten und beäugt die Geschworenen mit Argusaugen. Dann werden uns die Gedanken von Michael, einem der Geschworenen präsentiert. Michael ist ein ehr rational denkender Mensch, der versucht die Entscheidung über die Todesstrafe auf eine mathematische Formel zu reduzieren.

Der Schreibstil der Autorin ist hier sehr schön. Der Text ist fliessend. Die Sichtweise des Mordes aus sehr unterschiedlichen Perspektiven macht die Geschichte lebendig und interessant. Die Gefühlswelt des Lesers wird stark beansprucht, denn wer möchte sich schon gerne in Junes Rolle versetzen? Andererseits ist auch die Rolle des Angeklagten merkwürdig. So erschien er doch June zu Beginn so zurückhaltend und hilfsbereit und auch im Gericht macht er einen ähnlichen Eindruck.

Steckt vielleicht hinter der Tat doch noch etwas anderes??  Mich würde es nicht wundern.....