Ethik hübsch verpackt

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dark rose Avatar

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 Jodi Picoult schafft es wie keine andere Autorin komplexe ethische Fragen zu stellen, ohne dabei den Leser zu überfordern. Sie schreibt eine schöne Geschichte drumherum, die es dem Leser einfacher macht sich in alles hinein zu fühlen und dann kommen die schwierigen ethischen Fragen, über die man sich automatisch beim Lesen eine Meinung bildet. Doch jetzt kommt das ganz besondere, Jodi Picoult lässt dem Leser seine eigene Meinung und zwingt ihm nicht ihre als einzig richtige auf. Es gibt immer Personen die eine andere Meinung vertreten in ihrem Buch, Personen die die Meinung des Lesers reflektieren und als ihre vorstellen. Am Ende gibt es natürlich immer ein Ergebnis, doch man behält seine Meinung und hat immer dieses "was währe wenn" auch im Roman parat. Wie wäre es ausgegangen wenn es so gelaufen wäre wie ich dachte? Oder: stimmt das wirklich, oder hab ich doch recht? Allein deshalb ist ein Buch von Jodi Picoult immer eine gute Idee, nur Achtung: Sucht Gefahr! (Ich weiß wovon ich rede, ich bin so eine Süchtige  ![](http://www.vorablesen.de/modules/fckeditor/fckeditor/editor/images/smiley/msn/wink_smile.gif))

 

In diesem Buch geht es um eine Frau, die bei einem Unfall ihre Familie, bis auf ihre jüngere Tochter Elizabeth, verloren hat und dann ein neues Leben beginnt. Sie findet einen neuen Mann, wird schwanger und sie wollen Anbauen. Doch dann beginnt der Anfang vom Ende: sie stellt einen Mann an, der später ihre Tochter Elizabeth und ihren Mann Kurt umbringt. Der Albtraum beginnt von vorne. Vor Gericht wird er schuldig gesprochen und schließlich zum Tode verurteilt. Aus der Detailinformation erfährt man, dass Claire, das "neue" Baby, eine Herzkrankheit hat und dringend ein Spenderherz benötigt. Als Spender bietet sich plötzlich der Mörder ihrer Schwester und ihres Vaters an.

Und genau hier beginnt die Nummer mit der Ethik. Darf jemand der zwei Leben brutal ausgelöscht hat, jetzt Leben retten? Kann ein Kind mit dem Wissen leben, dass das Herz des Mörders beinahe ihrer ganzen Familie in ihrer Brust schlägt? Kann ihre Mutter damit leben, zu wissen, dass der Mörder ihrer Familie immer in ihrer Nähe sein wird? 

Bereits davor wurde die Frage nach der Todesstrafe gestellt: Hat eine Jury, eine Gruppe von ganz normalen Menschen das Recht über Leben und Tod eines anderen Menschen zu entscheiden? Jeder hat dazu seine eigene Meinung, die stellvertretend von den einzelnen Mitgliedern der Jury vertreten wird. 

Das Buch wird aus der Sicht von (bisher) zwei Personen erzählt: June, die Frau die ihre Familie verloren hat und Michael, ein Student der in der Jury sitzt. Diesen Wechsel der Erzählperspektive finde ich sehr interessant, so bekommt man mehrere Sichtweisen einer Sache. June will natürlich das härteste Urteil für den Mörder ihrer Familie, Michael kann sich nicht wirklich dazu durchringen Richter über Leben und Tod zu spielen. Doch was wiegt für den Leser schwerer? Die eigenen Moralvorstellungen oder die Emotionen eines Opfers?

Dass dem Leser so viele Fragen gestellt werden finde ich wirklich gut. Vor allem weil es Fragen sind, die man sich so noch nicht gestellt hat. Ich bin so gespannt wie es weiter geht!  

Mein Fazit: 5 Sterne!