Ein Buch, das man lesen kann ...

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murmeltier Avatar

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 ... aber nicht muss.

 

Nach dem Lesen der Leseprobe habe ich gespannt auf dieses Buch gewartet. Zunächst hatte mich der Textauszug aufgrund der verschiedenen, ständig wechselnden Erzählperspektiven verwirrt, doch man fand sich schnell hinein und gerade die verschiedenen Sichtweisen machten das Lesen interessant und ich wollte wissen, wie es weitergeht.

Dann hatte ich endlich das Buch in den Händen und freute mich auf den Rest der Geschichte, erwartete ich doch eine Gratwanderung zwischen Mutterliebe und Hass auf den, der ihr das Leben so zerstört hatte und zusätzlich hoffte ich, die Hintergründe der Tat zu erfahren.

Allerdings war die Fortsetzung für mich recht enttäuschend. Den Tathintergrund erahnte ich schon recht schnell - angedeutet durch eine Aussage des Täters im Täter-Opfer-Gespräch. Bestätigt wurde diese Vermutung dann erst am Ende des Buches, mehr oder weniger in einem Nebensatz.

Die Gratrwanderung der Mutter wurde durch die Autorin recht gut dargestellt und war für mich auch nachvollziehbar, aber viel zu knapp behandelt. Ebenso wie die Tochter viel zu wenig Raum einnahm in der Handlung, und das, obwohl sie letztlich diejenige war, um die es auch ging, denn für sie sollte das Spenderherz schließlich sein und es ging um ihr Leben.

Stattdessen liegt der Schwerpunkt auf der religiösen Ebene. Dem Täter werden Wunder angedichtet, er wird mit Jesus gleichgesetzt bzw. zumindest verglichen - und das Ganze macht, in meinen Augen, diese eigentlich sehr interessante Geschichte und die eigentliche Fragestellung kaputt. Ich hätte mir viel mehr gewünscht, dass das Thema Todesstrafe - Organspende intensiviert wird. Stattdessen gibt es lange Abhandlungen darüber, ob nun der Inhaftierte Jesus sei und Wunder vollbringen könne, anstatt die eigentliche Kritik an der Todesstrafe in den Mittelpunkt zu rücken.

 

Ich kannte bisher nur "Beim Leben meiner Schwester" von Jodi Picoult. Dieser Roman gefiel mir sehr gut, vor allem, da es für mich nicht realtitätsfremd war, sondern logisch nachvollziehbar. Eben dieses erwartete ich auch hier, doch durch die Wunderheilungen und Jesus-Vergleiche wurde dies leider nicht möglich und der Roman erhielt einen abstrakten Touch und wirkt auf mich unrealistisch.

Schade, denn aus dem Thema hätte man gewiss mehr machen können. Aber trotz allem hat Jodi Picoult durch eine spannende und mitreißende Erzählweise überzeugt, so dass schlußendlich dieses Buch gut und leicht zu lesen war, auch wenn es mich inhaltlich enttäuscht hat.