Herzensangelegenheit

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ladybug Avatar

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Vorweg muss ich sagen, dass man schnell etwas falsches erwarten könnte nachdem man Klappentext gelesen und Cover betrachtet hat. Eigentlich erwartet man doch, dass es vordergründig um June und ihre Tochter geht, darum wie sie gegen die Krankheit kämpfen. Aber dem ist nicht so, es geht eher um Shay. Shay, das ist der Mann der Junes Ehemann und Tochter umgebracht hat dafür wurde er von einer Jury zum Tode durch die Spritze verurteilt. Nach elf Jahren soll das Urteil jetzt vollstreckt werden und in dem Moment erfährt Shay von der herzkranken zweiten Tochter Junes. Er will sie retten und sich so entschuldigen. Auf seinem Weg zum Organspender gewinnt er neue Freunde, bekommt Steine in den Weg gelegt, verändert das Leben anderer Leute und wird kurzzeitig aufgrund mehrerer Wunder als wiedergeborener Jesus gehandelt. Parallelen zu einem großen Stephen King Werk seien an dieser Stelle erwähnt. Doch zuletzt stellt sich für alle heraus, dass eben nicht immer alles so ist, wie es zu sein scheint und mündet in ein trauriges Ende. Ein Ende das den Leser zum nachndenken anregt und aufwühlt.

Der Roman ist aus den Perspektiven der beteiligten Personen geschrieben, einzig Shay erleben wir nur durch das was uns die anderen Protagonisten mitteilen. Man findet sich durch den mitreßenden Schreibstil der Autorin gut in die Geschichte ein und wird auch ein ums andere Mal zu Tränen gerührt. Die Autorin versteht es wunderbar, die Gefühle ihrer Protagonisten zu beschreiben und lebendig werden zu lassen. An keiner Stelle verspürte ich Langeweile beim lesen oder empfand Passagen als unnötig in die Länge gezogen.

Jodi Picoult schafft es hinter dieser rührenden Geschichte um Aufarbeitung auch Kritik zu verstecken. Es geht eben auch um die Religion und wie weit die Menschen bereit sind zu glauben. Vor allem wie schnell sie einem falschem Messias nachlaufen. Aber es geht auch um die Todesstrafe, es wird gezeigt welchem Druck Verurteilter, Jury und Opfer ausgesetzt werden. Und das manchmal, vielleicht öfter als wir es wahrhaben wollen, auch Unschuldige hingerichtet werden. Darüber hinaus geht es darum inwiefern es uns zusteht nach "Auge um Auge" zu urteilen? Wäre es nicht besser manchmal auf diese Art der Gerechtigkeit zu verzichten? Auch um die Vergebung und Aufarbeitung geht es, wie gehen Menschen damit um, wenn sie Opfer eines Verbrechens werden? Gibt es einen Weg aus der Trauer und Angst wieder raus zu kommen? Und zu guter letzt geht es auch um Blauäugigkeit, denn manchmal beschuldigt man den Falschen ohne überhaupt darüber nachzudenken.

Eines der schönsten Bücher Jodi Picoults, das sich nicht nur um große Gefühle sondern auch um große Themen der Menschheit dreht! Absolut empfehlenswert!