Wie weit würde man für das Leben seines Kindes gehen?

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dark rose Avatar

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Jodi Picoult hat eine einzigartige Gabe. Jedes mal wenn man, während man eines ihrer Bücher liest denkt, man wüsste genau Bescheid, dann passiert etwas, das dafür sorgt, dass man sich plötzlich nichts mehr sicher ist.

 

Vor 11 Jahren verlor June ihren zweiten Mann und ihre Tochter Elizabeth. Ihr erster Mann war bereits bei einem Verkehrsunfall durch die Schuld eines anderen Autofahrers getötet worden. Und genau hier setzt die Handlung ein.

Shay Bourne steht vor Gericht. Er soll Junes zweiten Mann Kurt und ihre Tochter Elizabeth getötet haben. Michael ist einer der Geschworenen. Er beugt sich den anderen und stimmt mit ihnen für die Todesstrafe.

Jetzt 11 Jahre später steht die Urteilsvollstreckung bevor. June hat ihr Leben weiter gelebt für Claire, ihre zweite Tochter, Kurts Tochter. Doch Claire ist schwer krank, sie braucht dringend eine Herztransplantation. Shay sieht einen Bericht darüber im Fernsehen und fasst einen Entschluss: Nach seinem Tod soll Claire sein Herz bekommen.

Doch darf man es einem zum Tode verurteilten erlauben seine Organe zu spenden? Kann Claire mit dem Wissen leben, dass das Herz des Mannes in ihrer Brust schlägt, der ihr ihren Vater und ihre Schwester nahm? Kann ihre Mutter damit leben, dass ein Stück des Mannes in ihrer Tochter weiter leben wird, der ihr ihre Familie nahm? Und wie kann ein Mann, der ein solches Verbrechen begangen hat, nun plötzlich zu einem guten Menschen werden?

Shay ist nicht nur ein verurteilter Mörder, er kann auch Wunder vollbringen. Er kann Tote zum leben erwecken und kranke heilen. So scheint es zumindest. Was steckt hinter all dem? Das heraus zu finden, darum geht es in diesem Buch. In wie weit ist unsere Moral noch zeitgerecht? Ist die Todesstrafe gut oder schlecht? Wer hat das Recht zu entscheiden wer den Tod verdient hat? Welches Verbrechen ist schwer genug, dass derjenige der es verübt hat nicht weiter leben darf? Woran kann man glauben? Welche Religion ist die „richtige“? Gibt es überhaupt eine „richtige“ Religion, oder sind sogar alle falsch?

 

Die Handlung wird immer abwechselnd aus der Sicht von Michael, dem Geschworenen der später Priester geworden ist, June, der trauernden Hinterbliebenen, Maggie, der Anwältin und Lucius, dem Zellennachbarn von Shay erzählt und schließlich auch einmalig aus der Sicht von Claire. Diese Abwechslung sorgt dafür, dass jede mögliche Meinung des Lesers aufgegriffen und vertreten wird. Für jede Ansicht steht eine Person  und gibt ihr ein Gesicht, eine Stimme, mit der man sich identifizieren kann. Aber genauso wichtig wie die Sichtweisen derer die Beschreiben ist die derer die eben nicht beschreiben. Keines der Kapitel ist aus der Sicht von Shay geschrieben, warum wohl? Das allein regt schon wieder zum Nachdenken an.

 

Jodi Picoult schafft es immer dafür zu sorgen, dass man als Leser am Ende des Buches alles hinterfragt. Sie bringt einen zum Nachdenken. Sie zwingt uns nicht ihre Meinung auf, sagt uns nicht was richtig und was falsch ist, lässt uns unsere Ideen, unseren Glauben, sie gibt uns nur eine Richtung vor, in die wir denken sollen, die wir hinterfragen sollen.

 

Dieses Buch steht ihren bisher erschienenen in nichts nach. Ich kann es nur empfehlen!