Zufälle gibt´s...

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beate w. Avatar

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Nach dem Unfalltod ihres Mannes findet June in dem Polizisten Kurt Nealon einen zuverlässigen Partner und liebevollen Vater für ihre kleine Tochter Elizabeth.
Alles scheint sich zum Guten zu wenden. Doch als June ihr zweites Kind erwartet, schlägt das Schicksal erneut zu - Kurt und Elizabeth werden von dem bei der Familie Nealon beschäftigten Wanderarbeiter Shay Bourne erschossen.
Doch damit nicht genug, erkrankt die zweite Tochter Claire schwer an einem Herzleiden und benötigt 11 Jahre später ein Spenderherz, das ausgerechnet der zum Tode verurteilte Mörder Shay Bourne spenden will.
Zufällig ist Bourne ein geeigneter Spender, doch June und Claire sind hin- und hergerissen, ob sie der Organspende zustimmen sollen und können.
Währenddessen betätigt sich Shay Bourne als "Messias der Todeszelle", beeindruckt die Mitinsassen und langweilt den Leser mit diversen Wundern, die auch im Nachhinein nicht schlüssig erklärt werden.

Jodi Picoult gehört für mich zu den großen amerikanischen Schriftstellern und hat mir mit einigen ihrer vorherigen Romane schon viele Stunden kurzweiliger Unterhaltung geboten.
Die 43jährige Autorin erzählt die Geschichte, wie in ihren Bestsellern "Beim Leben meiner Schwester" und "Neunzehn Minuten", aus Sicht der verschiedenen Protagonisten. Das mag ein- oder auch zwei Mal interessant und originell sein. Aber dieses Strickmuster ein drittes Mal zu verwenden, kann einfach nur in die Hose gehen.
Zudem ist mir der Roman zu religions- und wunderlastig, die Geschichte strotzt vor Zufällen, kommt nicht in Schwung und hätte durchaus straffer gefasst werden können.
Positiv in die Waagschale werfen möchte ich die Wortgewandtheit der Autorin. Die Figuren wirken authentisch und lebendig und der Leser kann sich gut in ihre Gedankengänge hineinversetzen.

In ihren vorherigen Romanen, wie z.B. in "Neunzehn Minuten", in dem es um einen jugendlichen Amokläufer geht, hat Jodi Picoult bewiesen, dass sie aktuelle Probleme durchaus sensibel in einem Roman verarbeiten kann. Leider ist ihr das in meinen Augen bei der Diskussion über die Todesstrafe und Organspenden nur bedingt gelungen.
"Das Herz ihrer Tochter" ist für mich der schwächste mir bekannte Picoult-Roman. Dennoch sehe ich dem nächsten Buch mit Spannung und Freude entgegen, denn ich weiß: Jodi Picoult kann auch anders…