Ein Ende das in Erinnerung bleibt?

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manumed Avatar

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Das Buch hat wie alle Titel der Hobbitpresse eine hochwertige Aufmachung. Dazu zählen der schön gestaltete Einband und die teilweise neuen detaillierten Karten. Ein umfangreiches Personenverzeichnis im hinteren Buchteil rundet das Erscheinungsbild ab. Wenn man wie ich die vorherigen Bände schon vor einiger Zeit gelesen hat, wäre eine kurze Zusammenfassung der vorhergehenden Bände ein netter Fanservice. Diese fehlt hier jedoch.

Trotzdem kommt man schnell wieder in die Handlung rein, die wichtigsten Stationen der bisherigen Reise werden im Laufe der Handlung wiederholt. Wie in den beiden Büchern wird die Geschichte in jedem Kapitel aus der Sicht einer der vier Hauptcharaktere geschildert. Die Kapitel sind nicht übermäßig lang und enden nicht selten mit einem kleinen Cliffhanger.

Die Handlung setzt direkt da ein, wo der zweite Band geendet hat: Wir erfahren wie es mit den Protagonisten Claydon und Hilemore im ewigen Eis weitergeht und wie Lizannes Suche nach den Erinnerungen des Tüftlers voranschreitet, um der Bedrohung durch den weißen Drachen zu begegnen. Der Eroberungsfeldzug des weißen Drachen wird wieder durch die Sicht des Verderbten-General Sirus geschildert.
Lange habe ich mich auf den dritten und letzten Band von Anthony Ryans Draconis Memorian Reihe gefreut. Das Ende lässt mich jedoch zwiespältig zurück, genauso wie die „Rabenschatten“ Reihe des Autors. Der größte Pluspunkt der Reihe ist wie ich finde das Setting in einer Steampunkwelt mit einer Staatsform, die durch Unternehmen geprägt ist und mit dem aus Drachenblut gewonnenen „Produkt“ steht und fällt. Viele originelle Ideen verwebt der Autor zu einer rasanten Handlung, die sich flüssig lesen lässt und bei der die einzelnen Kampfszenen zwar detailreich sind, aber nicht zu sehr ausufern. Das Buch mit seinen knapp 700 Seiten hatte ich in gut zehn Tagen durch, größere Längen in der Handlung verspürte ich dabei jedoch nicht.

Das Buch bringt die Geschichte zwar zu einem Abschluss, als ein wirklich rundes Ende empfinde ich diesen letzten Teil der Trilogie allerdings nicht. Zu vieles wirkte auf mich wie im Zeitraffer, einige Handlungsstränge wie die Revolutionen in den verschiedenen Regionen kommen zu kurz oder werden nur am Rande erwähnt. Viele Figuren bleiben eindimensional, einen großen Verlust beim Ableben einzelner Charaktere verspürt man nicht, da die Hauptpersonen sich nahezu aus jeder Situation ohne bleibende Schäden retten können.

Ab der zweiten Buchhälfte zieht das Erzähltempo merklich an. Es folgen eine Aneinanderreihung von Schlachten, Mordanschlägen und dazwischen ein ständiges Aufrüsten. So werden innerhalb weniger Wochen Zeppeline erfunden, die Bomben transportieren und auch Raketen verschießen können. In den Schlachten gibt es dementsprechend einen sehr hohen Bodycount wenn Drachen, Verderbte und die neuen Superwaffen aufeinandertreffen. Der entscheidende Kampf gegen den weißen Drachen wirkt dagegen sehr kurz und bleibt nicht lange in Erinnerung. Die Entwicklungen nach dem unvermeintlichen Ende des Bösewichts kommen mir viel zu kurz und bleiben Teils der Fantasie des Lesers überlassen. Meiner Meinung nach hätte die Handlung dieses Buchs etwas ausführlicher erzählt auch für zwei Bände gereicht.