Irischer Frühling

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buecherwurm Avatar

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Das ist Glück, diesen Roman lesen zu dürfen! Angesiedelt im Frühling 1958 an einem sehr abgelegenen Ost an der irischen Südwestküste, schenkt er uns eine erholsame Zeitreise.
Der Ort soll mit 50 Jahren Verspätung ans Stromnetz angeschlossen werden, die Bewohner sind so verschroben, dass diese Errungenschaft nicht alle gleichermaßen begeistert. Noe ist 17 Jahre alt und freundet sich mit dem über 60 Jahre alten Untermieter seiner Großeltern an.
Die Sprache ist der Zeit angemessen und wirkt etwas großväterlich, denn der Erzähler ist ein 78-Jähriger, der sich an seinen Aufenthalt dort erinnert, und dabei die eine oder andere Lebensweisheit einstreut. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig.
Die Atmosphäre, die durch detailreiche Beschreibungen erzeugt wird, ist aber so mitreißend, dass ich durchgehend das Gefühl hatte, in dem irischen Dorf selbst dabei zu sein, inclusive der klammen Wäschestücke, die beim endlich aufkommenden Sonnenschein zum Trocknen ins Freie gebracht werden.
Es geht um Identitätsfindung, Liebe, Glaube, Hoffnung sowie Reue, Vergebung und Krankheit, also um alles, was die Menschen schon immer bewegt hat. Dabei ist niemals etwas platt, das Buch hat Tiefe und ein Gespür für die Feinheiten, die das Dorf für den Leser lebendig machen.
Es gelingt dem Autor, trotz der eher überschaubaren Handlung eine Spannung aufzubauen, die den gesamten Roman trägt.
Ich würde es nicht unbedingt ganz jungen Lesern empfehlen, sonst aber allen, die Irland mögen oder kennenlernen möchten.