Authentischer Roman einer Frauenfreundschaft im Emailstil

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„Fürchte dich nicht vor der Veränderung, eher vor dem Stillstand“ (S. 46).
Mit diesem Zitat Laotses lässt sich die Stimmung dieses außergewöhnlichen Romans wohl am besten beschreiben.
Bine und Bella, zwei Freundinnen, die gemeinsam aufgewachsen sind, sich aber auf Grund ihrer Lebensumstände aus den Augen verloren haben, könnten unterschiedlicher kaum sein. Die eine erfolgreiche Architektin, die andere Journalistin. Die eine „gefangen“ in ihrer Ehe, die andere in lockerer Beziehung zu ihrem Jugendfreund lebend.
Und doch sind sie sich nach all den Jahren der Kontaktlosigkeit zueinander so nah, wie es nur beste Freundinnen sein können - sie knüpfen praktisch genau da an, wo sie vor vielen Jahren aufgehört haben, per Email!
Der Leser darf die beiden Autorinnen Stephanie Jana und Ursula Kollritsch bei ihrem Schreibexperiment begleiten und die Protagonistinnen auf ihrer authentischen Reise durch die Zeit – Vergangenheit ebenso wie Gegenwart – begleiten. Dabei wird der Leser, oder vermutlich eher die Leserin ;-), viel Gelegenheit haben zu lachen, träumen, sich freuen und ärgern.
Dabei kommen Bella wie Bine sehr sympathisch rüber, jede auf ihre Art und Weise.
Häufige Verbindungen zur Realität, sei es die Erwähnung von Songs, poetischen Zitaten oder einfach nur ein Rezept zwischendurch, ließen mich dieses Buch richtiggehend erleben. Da bekommt man Ohrwürmer, tanzt und singt durch die Wohnung und freut sich über weise Worte.
Einige wenige Stellen haben mich persönlich zwar ein wenig genervt, aber das mag natürlich jeder anders empfinden.
Auch das Cover entspricht optisch nicht unbedingt meinem Geschmack, macht aber haptisch einiges her: der matte Untergrund wirkt richtig edel, was besonders gut durch die hervorgehobenen Glanzelemente zur Geltung kommt.
Insgesamt hatte ich viel Freude mit diesem ganz besonderen Buch, dem man es ansieht, wie sehr ich es genossen habe – so mussten an einigen Passagen Postits eingeheftet werden! Es ging nicht anders! Diese Zitate habe ich seit dem Lesen schon jetzt einige Male gelesen und mich daran erfreut.
Auch wenn es für mich persönlich hier zu „nur“ 4 Sternen ausreicht (diese sind vor allem der komplizierten, meines Erachtens etwas unpassenden Beziehung zu dem jungen Russen und dem Cover geschuldet), kann ich „Das Jahr des Rehs“ doch wärmstens weiterempfehlen! In meinem Regal zumindest wird es bleiben ;-)