Nicht spannend

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Rezension – Das Jahr des Rehs

Das Cover hat mir sehr gut gefallen und auch die Idee, dass zwei Frauen sich wie in einer Brieffreundschaft E-Mails schreiben. Da es in dem Sinne keinen Fließtext gibt, sondern einzelne Mails aneinandergereiht werden, ist das Buch eher mühselig zu lesen. Auch fehlt ein bisschen die Spannung. Die einzelnen Mails stehen immer für sich, sodass auch nicht richtig Spannung erzeugt werden kann und es keinen Spannungsbogen und eigentlich auch keine Handlung gibt. Zudem hat mir das Ende auch nicht gefallen, da die E-Mails einfach an einem Punkt aufhören. Die schriftstellerische Leistung halte ich hier deshalb für fraglich.

Nichts desto trotz ist die Idee für dieses Buch interessant. Inhaltlich geht es um zwei vierzig jährige Frauen, die früher einmal eng miteinander befreundet waren und zufällig per Mail ihre Freundschaft wiederaufleben lassen und sich von ihren alltäglichen Sorgen und Gedanken schreiben. Leider wirkt diese Freundschaft sehr idyllisch und nicht ganz realistisch. Es handelt sich auch um keine wahre, sondern eine inszenierte Mail-Freundschaft, die zwar authentisch wirkt, jedoch hätte ich es besser gefunden, wenn es sich um „echte“ Mails von „echten“ Personen gehandelt hätte.

Thematisch sprechen die beiden Frauen in ihren Mails folgende Punkte an: Familie, die eigene Rolle, Selbstverwirklichung, Sinnkrise, eigene Wünsche und Bedürfnisse, alltägliche Sorgen, Ehe, Partnerschaft und Trennung. Im Grunde dreht sich in den Mails jede Frau um sich selbst. Das finde ich etwas schade, da das Buch sich somit sehr eingrenzt. Andererseits spiegelt es den Geist der Zeit wieder, in dem sich jeder hauptsächlich mit sich als Zentrum beschäftigt und politische, wirtschaftliche, soziale etc. Gegebenheiten den einzelnen nicht besonders in seinem Alltag tangieren. Im Endeffekt läuft das Buch darauf hinaus, dass die beiden Frauen eine Art Mit-life-crises durchmachen. Dabei vergessen sie, dass jedes Lebensalter Herausforderungen mit sich bringt und es ein Leben ohne Irritationen und Veränderungen nicht gibt. Des öfteren driften die beiden Frauen in ihren Mails in philosophische Gedanken ab, die jedoch eher Schwärmereien und Träumereien gleichen und an der Oberfläche bleiben.

Auch der Titel des Buches ist nicht gerade treffend. Das Plastikreh aus dem Garten der einen Frau wird zum Synonym, ja wofür eigentlich?, gemacht. Für das Anders sein, das Ausbrechen, für die Herausforderungen von Frauen mittleren Alters? Man könnte denken die Autorinnen hätten ohne Plan drauf los geschrieben, ohne feste Richtung und Thema und da sich dieser nicht vorhandene rote Faden durch das ganze Buch zieht, musst ein Titel her. Demnach wurde der Titel eher gezwungener Maßen aus dem Buch herausgebrochen, als dass er sich aus der Geschichte ergibt.

Alles in allem ein weniger gelungenes Buch, das sich mehr oder weniger ausschließlich an Frauen mittleren Alters richtet. Deshalb zwei von 5 Sternen.