Das Jahr, in dem Ruth sitzen gelassen wurde

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conny bee Avatar

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Ich wusste von der Leseprobe schon, dass dieses Buch in ganz kleine tagebuchartige Abschnitte unterteilt ist und deshalb eigentlich ganz angenehm zu lesen ist.

Ruth hat sich frisch getrennt und zieht wieder zu ihren Eltern, weil ihre Mutter um Unterstützung mit ihrem alzheimerkranken Vater bittet. Wieder Zuhause ist mit 30 eben so eine Sache, da kommen auch Gedanken an die Teenagerzeit und das Leben früher.
Die Autorin verliert sich hier zeitweise in zu viele Details, hier und da tauchen Charaktere auf, die man nicht einordnen kann, weil der kurze Abschnittsstil eben nicht viel Platz für viele Informationen gibt. Deshalb plätschert die Geschichte lange vor sich hin.

Auflockerung und auch humorvoll sind die Tagebucheinträge ihres Vaters, der ganz viele Fragen aufschrieb, die Ruth als kleines Kind hatte und die eine Faszination und auch Liebe ihres Vaters ausdrücken, die berührt. Irgendwie bleibt Ruth nicht ganz zu fassen in diesem Buch, sie ist mir unsympathisch.
Zeitweise ist einem durchaus klar, dass sie noch mit ihrer Trennung zu kämpfen hat, aber sie bleibt sehr hartnäckig im Verständnis gegenüber der Krankheit ihres Vaters. Deshalb kommt das eigentlich angepriesene Thema bezüglich Demenz und Alzheimer hier viel zu kurz. Erst auf S.236 kommt eine berührende Erkenntnis "[...] plötzlich spielte es keine Rolle mehr, an was du dich erinnern konntest oder nicht, und das Erinnern war irrelevant. Alles, was zählte, war, dass die ein schöner Tag war - [...]". Ab hier hätte ich liebend gerne weitergelesen, wie Ruth den Tagesablauf ihres Vaters notiert - genau wie er damals ihren und mit den erlebten Sachen umgeht.

Fazit:
Der Fokus wurde meiner Meinung nach falsch gelegt. Die Entwicklung findet erst im letzten Drittel des Buches statt und ab da hätte es gerne länger sein dürfen...deshalb 3 von 5 Sternen.