Für mich leider am Thema vorbei und entäuschend!

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vronika22 Avatar

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In diesem Buch darf man ein Jahr im Leben der 30-jährigen Ruth Young miterleben, die auf Bitte ihrer Mutter in das Elternhaus zurückkehrt, um sich um ihren an Demenz erkrankten Vater Howard zu kümmern. Ihr Vater war Professor an einem College, und kann nun nicht mehr unterrichten. Ruth lässt ihn beispielsweise vor einigen Leuten weiterhin sein Seminar abhalten, um ihm ein wenig Normalität zu geben. Ruth selbst ist gerade auch in einer kleinen Lebenskrise, da ihre Verlobung in die Brüche gegangen ist. Daher bietet sich diese Auszeit an.

In einer Art Tagebucheinträge zeichnet Ruth die Erlebnisse der Familie mit Howard auf. Die Einträge sind immer mit dem entsprechenden Datum übertitelt. Die meisten Einträge sind eher kurz gehalten, aber die Länge variiert. Grundsätzlich ist das ein Schreibstil, den ich eigentlich mag.

Mir ist das Buch aber nicht genug in die Tiefe gegangen. Die Krankheit selbst und der Umgang damit, die Ängste der Familienangehörigen usw. hat meiner Meinung nach zu wenig Platz eingenommen. Irgendwie ist das Buch für mich am eigentlichen Thema vorbei gegangen. Dafür wurden viel zu viele Nebensächlichkeiten aufgeführt. Häufig wurden absolute Belanglosigkeiten aneinandergereiht.
Als Beispiel hierfür möchte ich von Seite 60 zitieren: „Was mache ich den ganzen Tag? Ich weiß es nicht genau. Ich hole mit einem Essstäbchen Haar aus dem Badezimmerabfluss...“

Auch der Stil selbst hat mir teilweise überhaupt gar nicht gefallen. Der erwartete Humor ist mir zu kurz gekommen. Stellenweise ist der Schreibstil auch wirklich regelrecht abgedriftet, so dass ich mich genervt gefühlt habe. Hierfür ein Beispiel von der nächsten Seite (61): „Wie ungerecht, dass er nicht traurig ist – dass Joel überhaupt nicht um uns getrauert hat. Was für eine scheiß verfickte unfaire beschissene Fickscheisse.“

Am besten gefallen haben mir die Einschübe aus einem Notizbuch des Vaters, wo er Erlebnisse aus der Kindheit von Ruth aufgeschrieben hat. Diese Stellen waren meist schön und berührend oder anrührend.
Insgesamt gesehen hat mich das Buch leider enttäuscht. Zu der Thematik Demenz und Alzheimer habe ich wirklich schon bessere und zugleich unterhaltsamere Bücher gelesen.