Hatte mehr erwartet, bin enttäuscht

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leseratte61 Avatar

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Ruth wird von ihrem Verlobten sitzengelassen und verbringt nach mehreren Jahren endlich mal wieder Weihnachten bei ihren Eltern. Ihre Mutter bittet sie, ein Jahr auf ihren demenzkranken Vater aufzupassen. Im Laufe dieses Jahres finden sie zu einer Art Alltag, die sich natürlich am Vater orientiert.
Das Thema an sich hätte sehr viel tiefgründiger aufgearbeitet werden können, die Autorin schreibt es in einer Art Tagebuch, in dem sich die Szenen teilweise ohne richtigen Bezug aneinanderreihen. Die Personen blieben mir in allen Bereichen zu flach, so dass ich keinen Bezug zu ihnen aufbauen konnte. An vielen Stellen wird zu häufig auf die Befindlichkeiten und Freundschaften von Ruth eingegangen und ich hatte viel zu oft den Eindruck, dass sie sich in Selbstmitleid suhlt, ohne etwas aus ihrer Vergangenheit lernen zu wollen. Die vielen Passagen der Trennung von Joel hatten mit der Haupthandlung – der Demenz – viel zu wenig zu tun, um die Handlung in irgendeiner Weise zu bereichern. Auf die Erkrankung des Vaters wird in teilweise sehr kurzen, abgehackten Tagebucheinträgen eingegangen, um die Verschlimmerung darzustellen, da hätte ich mehr erwartet.
Insgesamt wurde durch das ständige Hervorheben der Nebenkriegsschauplätze das Potential des Themas nicht ausgeschöpft. Mir fehlten in allen Bereichen die Emotionen, die durch solch eine schwere Krankheit bei allen Betroffenen hervortreten müssen. Nach der Beschreibung auf dem Klappentext dachte ich, dass die Autorin mich mitnimmt in ihre Familie, die sich immer mehr mit der Krankheit auseinandersetzen muss. Dafür blieb mir die Handlung viel zu oberflächlich. Schade.
Wäre es kein Rezensionsexemplar gewesen, hätte ich das Buch sehr schnell abgebrochen.