Hier sitze ich und sammle die Augenblicke

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wienerin Avatar

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Rachel Kong wählt für ihre Geschichte die Form eines Tagebuchs.
An jedem Tag des Jahres notiert sie, was an diesem Tag Bemerkenswertes geschehen ist, allerdings werden die Geschehnisse ab August nur mehr monatsweise zusammengefasst.
Kann sein, dass dies ein Stilmittel ist, ein Ausdruck dessen, wie eine Demenzerkrankung das Kurzzeitgedächtnis auffrisst und nur mehr Erinnerungsfetzen übrig bleiben, die keinem konkreten Datum zuordenbar sind; mir hat sich allerdings eher der Eindruck aufgedrängt, dass sie irgendwie keine Lust mehr hatte und sich bemüht hat, das Buch rasch fertig zu bringen.

Die Geschichte selbst?
Nach der Kurzbeschreibung des Buchinhalts hatte ich eine Erwartungshaltung, die etwas enttäuscht wurde.
Nicht so sehr die Krankheit des Vaters, seine Demenz, und damit verbunden die Auswirkungen auf das Zusammenleben stand im Mittelpunkt, sondern es war eigentlich die Geschichte von Ruth, die sich entschließt, nach Diagnostizierung der Demenzerkrankung ihres Vaters ein Jahr wieder zu Hause bei ihren Eltern zu verbringen.
Aktuelle Ereignisse aus ihrem Leben werden mit lange zurückliegenden Geschichten verwoben, Geschichten aus Ruths Kindheit und solchen aus ihrer eben erst zerbrochenen Beziehung.

Nett erzählt, ich habe auch bis zu einem gewissen Punkt Sympathien für die Hauptakteure entwickelt, berühren konnte mich die Geschichte allerdings leider nicht.
Gelungene Beschreibungen, wie die Erklärung des Vaters seine Schwierigkeiten betreffend, an seine Gedanken heranzukommen ... er hätte das Gefühl, dass all seine Gedanken in einer Kiste steckten, die mit Klebeband zugeklebt sei und er nicht das richtige Werkzeug habe, um die Kiste zu öffnen und es auch schwierig sei, den Anfang des Klebebands zu finden ...... wechseln ab mit unspannenden Aufzählungen von Ereignissen vergleichbar einem Schüleraufsatz.
Leider konnte mich das Buch nicht begeistern. Schade.