Wenn das Leben dir Zitronen gibt...

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bavaria123 Avatar

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...dann mach Limonade daraus.

Das war zumindest meine ersten Gedanken, als ich das Cover gesehen habe. Und mit seinen bunten Zitronen macht es auf jeden Fall auf das Buch aufmerksam. Dazu ist der Titel schon ein wenig ungewöhnlich. Aber letztlich passt beides ganz wunderbar zu dem Inhalt des Buches.

Aktuell sind weltweit mehr als 45 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. Somit kann man davon ausgehen, dass es sehr viele Angehörige gibt, die ebenfalls von dem Thema betroffen sind. Und so gibt es eben auch diverse Bücher über die Demenz. Eher sehr emotionale, wie von Nicholas Sparks "Wie ein einziger Tag" und dann recht drastische, wie "Der alte König in seinem Exil" von Arno Geiger. Wenn ich spontan das Buch von Rachel Khong einordnen sollte, so liegt es definitiv in der Mitte dieser beiden anderen.
Die Autorin schreibt in Tagebuchform und bleibt dadurch vorwiegend eher sachlich und kurz. Und trotzdem gelingt es hier, doch auch ganz emotionale Passagen zu verfassen, die gespickt sind mit Humor, Trauer, Zuversicht und Tragik. Wobei sie den an Demenz erkrankten Menschen nicht bloß stellt oder sich gar darüber lustig macht.
Berührend sind für mich die Listen, die Ruths Vaters in der Kindheit seiner Tochter angefertigt hat. Darin hat er bestimmte Fragen seiner Tochter oder auch die eine und andere Begebenheit festgehalten. Sehr emotional, aber in keinster Weise kitschig.

Durch den Tagebuchstil hat man als Leser aber auch einen gewissen Abstand zu den Personen. Zu Ruths Vater habe ich nie richtigen Zugang gefunden, aber auch bei Ruth selbst ist es für mich schwer, sich mit ihr zu identifizieren. Dafür ist sie mit zuviel Abstand dargestellt. Aber das war möglicherweise auch das Ansinnen der Autorin.

In den ersten zwei Dritteln tragen die Tagebucheinträge ein bestimmtes Datum, im weiteren Verlauf ist dann ab August nur noch der Monat angegeben. Und nach meinem Geschmack werden ab dieser Umstellung auch die Einträge oberflächlicher, was mir nicht gefallen hat.

Ich gebe dem Buch vier Sterne und werde sicher noch öfter dran denken, denn so schnell, wie es sich lesen lässt geht es nicht wieder aus dem Kopf heraus.