Drei Sprünge ins Leben

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Im Jahr nach dem Abi wissen viele Jugendliche nicht, wo die Reise nun eigentlich genau hingehen sollen, haben keine Pläne, oder eben zu viele.
Paul Bühre ist einer von ihnen. Wie schon zuvor in seinem Erstwerk "Teenie Leaks", nimmt er uns auch diesmal mit durch diesen Lebensabschnitt.

Ich fand es sehr interessant, all die Gedanken von ihm zu lesen. Vor allem der Einstieg in das Buch war toll. Ich hatte das Gefühl, dass Paul Bühre mich dort abholt, wo ich als Leser stehe. Auch ich wusste damals nach dem Abi nicht so recht, wo die Reise nun hingehen soll. Ob überhaupt eine Reise, oder doch besser Studieren, geteilt mit ihm habe ich eines: Diesen Hunger aufs Leben. Einen Hunger, den er unglaublich gut beschrieben hat, gepaart mit der inneren Zerissenheit, wo wir denn nun unseren Platz finden.

Damit legte der Autor einen rasanten Start in seine Reise hin, die uns hinein in eine Kung Fu Schule der Alten Wege weiter nach Indien führt, wo Paul Bühre in einer Schule "unterrichtet". Schließlich endet die Reise bei einem schottischen Drechsler (Holzverarbeiter) mitten im Nichts. Zusammenfassend ein absolut bunter Strauß unterschiedlichster Erlebnisse.

Gleich vorweg möchte ich anmerken, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich selbst auch nur eine einzge dieser Stationen bis zum Ende durchgehalten hätte -Respekt!

Bereits auf den ersten Seiten ist mir der genaue Erzählstil positiv aufgefallen. Der Text hat auf mich eine leicht beschwingliche, plaudernde Art, der ich gerne lausche. Wir sprinten nicht durch die Zeit, sondern es wird Möglichkeit und Raum gegeben, länger als ein paar Zeilen bei einer einzelnen Erfahrung zu verharren. Situationen werden gut transportiert und Gespräche wirken authentisch. Außerdem gibt es immer mal wieder genug zum Schmunzeln.

Ich schätze die ehrlichen Worte und einfühlsamen Beschreibungen sehr. Nicht immer war ich mit Paul einer Meinung, oft hätte ich nur zu gerne mit ihm diskutiert und ich bedaure, dass es zu diesem Werk keine Leserunde gab. Dadurch, dass ich seinen Empfindungen beim Lesen aber so nah sein konnte, wirkte das Werk auf mich durchweg sympathisch. Es ist ein Werk, dass Mut gibt, sich im Leben neuen Erfahrungen zu stellen und einen frischen Blick auf unser derzeitiges Leben zu entwickeln, vielleicht die Segel neu zu setzen.

Besonders beeindruckt hat mich in diesem Zusammenhang seine innere Haltung der Suche nach dem, was er noch nicht kann. Unter diesem Blickwinkel war jeder seiner Wegpunkte eine ganz eigene Herausforderung.

Am liebsten gelesen habe ich die Zeit im Kung Fu Kloster. Es war so fremdartig und ich konnte durch die Seiten hindurch den Geist der harte, unbestechlichen Disziplin spüren. Gleichzeitig wurde mit meinem Vorurteil, dass dort nur die Elite lebt und alle gerne Kämpfer werden die diese Schule beuschen gründlich aufgeräumt.
Überrascht hat mich, wie einfach es scheinbar doch ist, sich in so einer Schule zeitweise anzumelden. Insbesondere bei einer Schule der alten Traditionen hätte ich höhere Hürden erwartet.

Das höchste Verständnis der Situation bekam ich dagegen in Indien. Dadurch dass ich selbst in Deutschland an einer Schule gearbeitet habe konnte ich mich in die Verhältnisse dort umso feiner einfühlen.
Anfangs war ich wirklich erschrocken und gerade dieser Abschnitt hat in meinem Freundeskreis auch zu weitreichenden Diskussionen über Schulen und Entwicklungshilfe geführt.

Geschockt hat mich dann jedoch die letzte Erfahrung in Schottland. Nach den Erfahrungen in Indien hätte ich hier einen ganz anderen Kontrast erwartet, als das, was letzlich Sache war. Bisher habe ich in meinem Leben auch die ein oder andere Woofing Erfahrung sammeln dürfen, aber so etwas war noch nicht dabei.

Fazit: Alles in allem ein echt gelungenes Werk! Es hat richtig Spaß gemacht den flüssig geschribenen Roman auf einer Zugfahrt zu verschlingen. Stark auch für Menschen, die gerne Reisen oder sich selbst gerade in einer Orientierungsphase ihres Lebens befinden. Außerdem: Der Paul Bühre hat guten Humor!