Flucht aus einem Land, das es nicht mehr gibt

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elkestricker Avatar

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Der Roman Das Jahr ohne Sommer von Constanze Neumann schildert aus Sicht eines Kindes die Verhältnisse in der ehemaligen DDR, die misslungene Flucht der Familie und den Neubeginn in der Bundesrepublik Deutschland.
Nach eineinhalb Jahren Gefängnis wegen Republikflucht werden die Eltern freigekauft und können die Tochter nachkommen lassen.
Die klare schnörkellose Sprache lässt mich durch diesen kurzen Roman geradezu eilen.
Das unbeschwerte Spielen, das das Titelbild suggeriert, wird durch das unmenschliche System abrupt beendet. Das Mädchen hat zwar das Glück schon nach kurzer Zeit in einem Kinderheim von der Großmutter abgeholt zu werden um dann bei ihr zu wohnen, aber was wie ein Happy End klingt, nämlich die Möglichkeit zu den Eltern in die Bundesrepublik auszureisen, führt gleichzeitig zum Bruch in der Großelternfamilie.
Das Jahr ohne Sommer berichtet von dem holprigen Ankommen in Aachen, den immensen Schwierigkeiten, die mit der Zeit im Gefängnis und dem Unverständnis der Westdeutschen zusammenhängen.
Mir persönlich hat dieser kleine Roman gut gefallen, holt er doch noch einmal die unbegreiflichen Zustände der beiden deutschen Länder in Erinnerung und macht deutlich, dass erlittenes Unheil bis heute nachwirkt.
Eine eindeutige Leseempfehlung von mir.