Überzeugende Geschichtsstunde und mitreißende Familiengeschichte

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nicky_g Avatar

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Es handelt sich bei diesem Roman um den dritten Teil der großen Familiensaga um Familie von Briest. Allerdings kann das Buch unabhängig von den beiden vorherigen Bänden gelesen werden. Diesmal sind die Protagonisten Otto und Hermine, ihre Tochter Louisa und ihr Ziehsohn Max.

Die Geschichte beginnt im Dezember 1918 und endet ungefähr zehn Jahre später. Eine aufregende Zeitspanne, in der Deutschland um seine Anerkennung in der Welt kämpfte und gleichzeitig die Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs zu erleiden hatte, die einen perfekten Nährboden für extreme politische Richtungen boten.

Richard Dübell schafft es, die politischen und gesellschaftlichen Hintergründe interessant in seine Erzählung einfließen zu lassen, so dass man viel über die damalige Zeit aus der Sicht der „einfachen“ Leute lernt, also mitten aus dem Volk heraus, weniger als ein Zuschauer von oben herab, wenn man ein Geschichtsbuch liest.

Dazu tragen die präzise ausgearbeiteten Charaktere bei, die glaubwürdig agieren und sich über die in dem Buch erzählten Jahre überzeugend entwickeln, aber auch die Beschreibung der Stimmung, die bei der Bevölkerung herrschte und die interessanten Fakten über Automobile oder die Filmindustrie.

Anekdoten lockern außerdem die Geschichte auf, zum Beispiel wenn beschrieben wird, was die Automechaniker über das bei Henry Ford in Amerika eingeführte Fließband denken, das für sie eher in die Keksproduktion gehört als in die Autoindustrie (S. 109).

Die Wirkung des Lesens ist wie ein Sog, der einen immer tiefer zieht, so dass man kaum aufhören kann. Schon die ersten Seiten sind spannungsgeladen und bringen dem Leser die Personen näher. Dies wird besonders durch den liebevoll wiedergegeben Berliner Dialekt bewirkt.

Der geschichtliche Hintergrund wird effektvoll, aber auch der Situation entsprechend in den Roman eingebunden, so dass sich die Erzählung leicht lesen lässt, ohne lehrmeisterhaft oder trocken zu sein.