Zeitreise

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heroemil Avatar

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Schon das Cover hat mich neugierig gemacht. Die Gestaltung in Form einer nostalgischen Fotografie finde ich sehr gelungen.

Leider habe ich die ersten beiden Teile der Jahrhundert-Trilogie nicht gelesen. Ungeachtet dessen fiel es mir nicht schwer, in die Familiengeschichte der adeligen Familien von Briest und von Cramm einzutauchen.

Der dritte Teil der Trilogie spielt in der Zeit der Weimarer Republik. Er umfasst die Jahre 1918 – 1934. Der Roman hat die äußerst schwierigen wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse in Deutschland zum Inhalt. In diesem Zusammenhang wäre die Vorgeschichte um die seinerzeit entstandene Fehde zwischen den Adelsfamilien sehr interessant. Ich persönlich fand besonders die Geschichte der Rennfahrer-Kontrahenten Max Brandow und Sigurd von Cramm äußerst spannend. Begeistert hat mich vor allen Dingen die Beschreibung der technischen Entwicklung des Automobilsports. Die technischen Details fand ich erstklassig recherchiert.
Interessant auch die Einblicke in die Entwicklung der Filmindustrie. Richard Dübell beschreibt hier die ersten noch unbeholfenen Schritte der Filmemacher. Das Scheitern von Tochter Luisa auf eine hoffnungsvolle Karriere, ein gelungener dramaturgischer Schachzug.
Spannung wird durch die Familiengeschichte selbst und die historischen Ereignisse aufgebaut. Glänzend gelungen fand ich die eingeflochtenen Fälle der Detektei von Briest, die den Leser vorübergehend in einen Kriminalroman entführen.
Allzu vorhersehbar war meiner Meinung nach die Heirat von Luisa und Max. Ich hätte mir gewünscht, dass die Geschichte hier etwas weniger trivial endet.
Der Roman ist kurzweilig geschrieben. Die detaillierten Beschreibungen des Zeitgeschehens sind interessant und lehrreich aufgebaut. Der Leser erfährt viel über die Weimarer Republik, insbesondere die politischen Wirren dieser Zeit, bis hin zu den Anfängen des Nationalsozialismus. Allein die brutalen Übergriffe der braunen Schlägertrupps, angeführt von Sigurd von Cramm, verdeutlichen die Entstehung dieses menschenverachtenden Systems.
Eine Geschichtslektion der besonderen Art, die durchaus eine Bereicherung für den Geschichtsunterricht wäre.
Nicht nur für Leser von historischen Romanen ein Leckerbissen.