Ausbaufähig

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buchwahn Avatar

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Tom Jennings, von Beruf Hirnforscher kann mit Hilfe eines von ihm erfundenen Verfahrens vererbte Erinnungen sichtbar machen. Er trifft auf die Autistin Guilia, eine direkte Nachfahrin von Pontius Pilatus. Durch sie will Jennings an Bilder authentische von Jesus gelangen, welche in einer Fernsehshow der Öffentlichkeit präsentiert werden soll. Natürlich versucht die katholische Kirche das zu verhindern...

Das Cover wirkt ansprechend und hätte mich im Buchladen sofort angezogen. Es strahlt Spannung aus, wirkt mysteriös, als würden den Leser viele Geheimnisse und atemberaubende Aktionen erwarten. Aber ich wurde eines besseren belehrt.

Die in diesem Buch aufgegriffenen Themen klingen vielversprechend. Ich hatte hohe Erwartungen an diesen Thriller und habe mich sehr darauf gefreut, es zu lesen. Meine Erwartungen wurden leider nur sehr bedingt erfüllt.

Die Geschichte wirkt wie ein stumpfer Versuch Dan Brown mit seinen Robert-Langdon-Romanen nachzuahmen. Eine Jagd quer durch Europa, mit der der Autor sich scheinbar selbst verwirrt, ist die Folge. Er scheint nicht immer zu wissen, wo genau sich seine Protagonisten eigentlich befinden oder was sie getan haben, denn er widerspricht sich mit seinen Angeben oft selbst und wirft vieles durcheinander. Das stört sowohl den Ablauf des Geschehens, das Verständnis der Geschichte, als auch den Lesefluss. Oftmals habe ich zurückgeblättert um mich noch einmal zu versichern, dass der Fehler nicht an einer von mir missverstandenen Ortsangabe liegt. Dem war nicht so. Befindet sich der Hirnforscher zum Beispiel in Rom, muss er dennoch erst nach Rom reisen um dort eine Bibliothek aufzusuchen. Menschen, die in den Niederlanden (zum Teil sogar sehr schwer) verletzt wurden, liegen plötzlich in einem Pariser Krankenhaus. Vermutlich weil sich Jemmings in Paris aufhalten muss. Eine andere Erklärung fällt mir dazu nicht ein, keiner der betroffenen stammt aus Frankreich und für mindestens eine dieser Personen wäre auch ein Transport kaum in Frage gekommen. Ich könnte diese Liste noch lange fortsetzten, aber das ginge wohl zu weit.

Dem Geschehen und den handelnden Personen fehlt es leider auch an Tiefe. Bei mir wurden so gut wie keine Emotionen und Empathien hervorgerufen und viele Interessante Themen wurden nur oberflächlich gestreift. Gerade bei diesen spannenden Themen, die das Buch bieten könnte, finde ich das besonders schade. Ich hätte zum Beispiel gerne mehr über diesen Teil der Hirnforschung erfahren.

Das Geschehen wird konstruiert, nur abgespult. Spannung kommt in der ersten Hälfte wenig auf, oft vergisst man, dass es sich um einen Thriller handelt, was man gerade liest. Meist wird man daran erinnert, wenn man mal wieder über eine der zahlreichen Leichen stolpert. Die anzahl der Leichen und die Art der Erzählung darüber, lassen vermuten, dass sie im Buch verteilt wurden für Spannung zu sorgen und Grauen hervorzurufen.

Mir persönlich ist es schwer gefallen, die erste Hälfte des Buchs zu lesen. Während interessante Stellen gut lesbar und flüssig geschrieben waren, war es an den vielen langweiligen, langatmigen Stellen sehr schwierig durchzuhalten. Andere waren einfach zu oberflächlich gehalten und plump - zu schnell abgehakt. Dennoch wollte ich wissen wie es weitergeht und hoffte auf spannendere Seiten.

Mein Durchhalten wurde ab der Mitte des Buches belohnt. Zwar waren viele Angaben nicht weniger verwirrend, aber es kam doch Schwung und Spannung ins Geschehen. Ab da hatte ich wieder Lust am Lesen, konnte stellenweise sogar etwas mitfiebern und war gefesselt.

Sehr gut gefallen hat mir allerdings die gut recherchierte, interessante Ausführung von Jesus. Diese stand völlig im Gegenspruch zum Rest des Buches. Auch die angefügten Tabellen über die Unterschiede in den Evangelien in Bezug auf die Auferstehung war sehr lehrreich.

Wäre das Buch generell mehr in diesem Stil gehalten und hätte alles etwas mehr tiefe gehabt, hätte mir das Buch sicher besser gefallen. Denn die Idee und auch die grundlegende Geschichte haben eine Menge Potential.

Fazit: Kann man lesen, muss man aber nicht. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass viele Menschen gefallen an diesem Buch finden werden.