Die Vergangenheit lebt in jedem von uns und nun sehen wir die Bilder dazu

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
grizzlybärchen Avatar

Von

**Inhalt**
Tom Jennings hat die Geschichte revolutioniert. Er hat herausgefunden, dass Erinnerungen über Generationen hinweg vererbt werden können. Er braucht also nur einen direkten Nachfahren einer historischen Person und schon kann er die Bilder aus deren Gehirnen herausholen und projizieren.
Fängt es einfach mit einer Nachfahrin von Jack the Ripper an, findet sich bald eine Nachfahrin von Pontius Pilatius, der, der IHN leibhaftig gesehen haben soll. Eine Sensation! Doch es gibt Leute, denen eine solche Enthüllung überhaupt nicht gefällt und die alles daran setzen, dass diese Bilder niemals an die Öffentlichkeit gelangen.

**Meine Meinung**
Beim Überfliegen der Rezis zu diesem Buch fiel mir bei vielen auf, dass sie von der ersten Seite an total gefesselt waren. Na wenn das nichts ist! Also begann ich zu lesen und muss sagen: Dem kann ich leider gar nicht zustimmen. Ich hatte die ersten 100 Seiten durch und fühlte mich immernoch nicht ans Buch gefesselt. Ja, der Prolog war ganz spannend und auch der Rest war nicht unbedingt langweilig, aber wirklich begeistern konnte es mich auch nicht. Das Buch mal schnell aus der Hand legen? Gar kein Problem! Aber das wurde im Laufe der Geschichte zum Glück etwas besser, auch wenn es mich nicht 100 pro überzeugte.
Die Grundthematik fand ich eigentlich total interessant. Die Figuren der Vergangenheit durch deren eigene Augen zu sehen, einfach weil es ein Nachfahre und die moderne Technik möglich macht. Ist das nicht der Wahnsinn?! Welche Möglichkeiten sich daraus ergeben! Vielleicht könnte man den Untergang der Titanic mit ansehen oder vielleicht den Bau der Cheopspyramide erleben. Also das wäre schon total cool.
Klar, die Logik sollte man an dieser Stelle besser ausschalten, denn dass Erinnerungen tatsächlich genetisch festgeschrieben werden, ist wohl eher unwahrscheinlich. Zumal ja sämtliche relevanten Infos vor der Zeugung des Nachfahrens vorhanden sein müssten. Allerdings bin ich kein Biologe und kann das demnach auch nicht hundertpro widerlegen ;).

Was mich wirklich störte, waren die Protagonisten. Zu keinem konnte ich eine wirkliche Bindung aufbauen.
Da hätten wir an der einen Stelle Jennings. Ein brillianter Wissenschaftler, aber total unfokussiert. Da arbeitet er einmal an der wissenschaftlichen Front, indem er sich seiner Recall Live Technik widmet (so nennt er das Aufrufen der Erinnerungen). Das nächste Mal ist er dann voll mit dem neuartigen Smartphone beschäftigt, das auf der Recall Technik beruht. Ach ja und dann hätten wir noch einen Patentsteit, weil es ja vielleicht doch nicht seine Erfindung ist?! Alles davon wird angesprochen, aufgewärmt und dann verläuft es wieder im Sand.
Meines Erachtens wurden hier zu viele Themen gewollt, aber keines davon im wirklichen Umfang genutzt, weniger wäre vielleicht mehr gewesen. Denn irgendwo in diesem Wirrwarr verliere ich als Leser meinen Bezug zur Figur, der all diese Themen irgendwie auch scheiß egal zu sein scheinen. Ein Streit an der Erfindung meines Lebens? Ach was soll’s! Das können wir einfach aussitzen! Eine autistische Nachfahrin die Infos zur wichtigsten Person überhaupt hat? Läuft schon irgendwie!
Mir fehlte da echt die Glaubwürdigkeit, vielleicht kann ich aber auch nur mit dieser Larifari Mentalität nicht sonderlich viel anfangen. Daneben haben wir Lancette. Er ist der Sponsor von Jennings und einfach nur ein geldgeiler Sack (Entschuldigung für den Ausdruck!). Auf absolut unsympathische Art und Weise versucht er überall Geld rauszuholen und auf Teufel komm raus Gewinn zu erwirtschaften. Wissenschaftliche Neugier adé! Rücksicht auf menschliche und moralische Grenzen – was ist das? Hauptsache auf dem Konto befindet sich ein fettes Plus!
Ok, man merkt, ich konnte mit den Figuren wirklich nicht sonderlich viel anfangen, was für den Lesegenuss schon mal sehr schlecht ist.

Immerhin konnte die Geschichte aber mit einigen unerwarteten Wendungen aufwarten und war wenig vorhersehbar, sodass dies immerhin einiges wieder wettmachte. Ganz ausgleichen konnte sie das leider nicht, aber immerhin lässt mich das Buch dadurch nicht mit einem komplett negativen Gefühl zurück.

**Fazit**
Eine tolle Grundidee, die neugierig macht. Leider konnten die Figuren nicht überzeugen und schmälerten dadurch das Lesevergnügen.