Hochinteressante Thematik! Bedingt lesenswert. Dan Brown lässt grüßen!

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amicorno Avatar

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Mit welchen Eindrücken schlägt man dieses Werk Ken Folletschen Ausmaßes und Dan Brownscher Charakteristika, zu?

- Froh, am Ende doch den Hauptprotagonisten überleben zu sehen, obwohl die Umstände immer dagegen gesprochen hatten und er sich entgegen aller Wahrscheinlichkeit doch immer retten konnte?

- Zufrieden, zu einer Art "Lösung" gekommen zu sein, die weiteres Morden im Namen vermeintlicher christlichen Wahrheiten um die Person Jesu nicht mehr "nötig" erscheinen lassen?

- Aufatmend, dass die letzten Geheimnisse um das Leben Jesu, sein Aussehen, insbesondere seine Leidensgeschichte und die in Frage gestellte Auferstehung, am Ende doch in tiefen Kellern des Vatikans gewahrt bleiben?

- Auch enttäuscht, weil den Figuren eine gewisse Lebendigkeit fehlt?

Sicher ist von allem etwas dabei. Auch als Leser ohne christlichen Glauben dürfte man interessiert der durchaus spannenden Story folgen, wie Gehirnforscher Jenkins durch einen sogenannten "Re-call" eine Art vererbtes historisches Gedächtnis beim Menschen erforscht und es schließlich schafft, die ererbte Erinnerung - z.B. von Nachfolgern eines Opfers Jack the Rippers - ebendiesen visualisiert zu bekommen.

Warum sollte dies nicht auch 2000 Jahre zurückführbar sein und etwa durch eine Nachfahrin des Pilatus Aussehen und das Antlitz Jesu sichtbar gemacht werden können? Gedacht - getan: Mit riesigem Medienaufgebot geschieht genau dieses; inzwischen macht sich jedoch ein anderer Forscher Jenkins Ergebnisse zunutze und schlachtet sie kommerziell aus.

Eine Mordserie beginnt, die zunächst von Seiten der katholischen Kirche initiiert zu sein scheint; allerdings hält sich der Vatikan dann eher zurück, dafür geraten zunehmend Jesuitenmönche ins Blickfeld, die mit allen Mitteln zu verhindern versuchen, dass das Bild von Jesus sich für die Christenheit ändern könnte: Dies wird als Blasphemie erachtet.

Immer deutlicher tritt hierbei die Frage nach der Auferstehung in den Mittelpunkt. Ausführlich erörtert der sehr umfassend recherchierende Autor die Herkunft der verschiedenen Urschriften, die den Evangelien zugrunde liegen. Das ist sehr interessant zu lesen und scheint - nach eigener punktueller Recherche zur Verbreitung der Überlieferung im Urchristentum - auch den Stand der Forschung widerzuspiegeln. Man erfährt so auch einiges zum Stand der Bibelforschung, genauso wie etwa zu wichtigen historischen Gebäuden in Rom, zu den Grachten Amsterdams oder auch zur zur Tätigkeit eines Hirnforschers.

Das ist alles interessant zu lesen - fast genauso spannend, wie die Vorstellung entwickelt zu sehen, wie genau Jesus wohl ausgesehen haben mag.
Dies sind die Hauptaspekte, um welche sich die Handlung dreht.

Verknüpft werden der historische rote Faden und die Grundidee durch die sehr detaillierte Beschreibung des szenischen Umfelds, des Interieurs, der Klosteranlagen, Parks, römischer Villen usw.; hier fällt jedoch auf, dass die vielen Szenen, in denen jemand zu Tode kommt, alle ganz ähnlich und fast banal abgehandelt werden. So viele Morde und doch immer gleich und Jenkins (s.o.) kommt immer davon?
Zum Verfilmen sicher bestens geeignet! Ich würde Tom Hanks (dürfte jetzt allerdings zu alt sein...) gerne in der Hauptrolle sehen.....

Gute und spannende Idee; manchmal sehr langatmige und besonders in den Dialogen nicht immer gut lesbare Ausführungen.