Absurder geht's nicht

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mianna Avatar

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Im Krater des Kilimandscharo treffen sich zwei ältere Männer, beide wollten dort alleine die Nacht verbringen - offene Rechnungen mit dem Leben begleichen, ihren unglücklichen Lieben nachtrauern. So ungleich sie auch sind, ist das der Beginn einer unwahrscheinlichen Freundschaft. Doch der Tod läuft auch mit.

Diese emotionale Männergeschichte ist reizvoll, weil sie autobiographische Anteile hat und Männerthemen selten so berührend aufgearbeitet werden. Eine einfache Schilderung der Entwicklungen hätte deswegen genügt, um die Geschichte gelingen zu lassen. Der Autor hat jedoch einen großen Fokus auf die Sprache gelegt, die sehr auffällig ist und der Erzählung nicht nur gut tut. Es ist schwer das Sprachgewirr zu verstehen, das aus "bayrischem Geschwätz", dem dreisprachigen Pidgin aus suaheli-deutsch-englisch und der ganz gegensätzlich gehobenen deutschen Sprache besteht. Dazwischen werden ganz unvermittelt und scheinbar beliebig Wörter wie "insonderheit", "nachgerade" gestreut und davon gesprochen, dass ihm eine "Toilette avisiert" wurde. So wirkt das Ganze sehr schräg und lässt die Geschichte umso merkwürdiger erscheinen.

Die Geschichte hat für sich schon viele surreale Anteile. Die Charaktere Hans und Tscharli sind mit vielen Eigenheiten ausgestattet, die sich gegenseitig aneinander aufreiben. Bei den Lesenden werden Scham und Ärger erzeugt, besonders wegen dem rassistischen Auftreten Tscharlis. Als die beiden ihre Reise gemeinsam fortsetzen wird es zwischenmenschlich zunehmend merkwürdig. Trotzdem werden beide mit der Zeit sympathisch und ihr Handeln verständlicher. Die eingestreute politische Kritik und geschichtliche Informationen kommen noch hinzu. Alles etwas komplex und nah am absurden. Dagegen ist die Grundgeschichte, dass sich zwei ältere Deutsche im Kilimandscharo in Afrika begegnen, die am Wendepunkt ihres Lebens stehen richtiggehend realistisch.

In drei Erzählstrange geteilt, geht es nach dem ersten Teil im Krater und der gemeinsamen Weiterreise als zweites, dann im dritten Teil um den Rückblick in die Vergangenheit von Hans. Der erste Teil liest sich spröde, der zweite Teil fließt dann besser, zum Ende hin wird das Lesen zunehmend leichter. Der letzte Teil ist es auch, der die Lesenden mit der Geschichte versöhnen kann.

Grundsätzlich eine faszinierende Thematik, die jedoch sprachlich und inhaltlich schräg umgesetzt wurde. Durchaus unterhaltsam, aber schwer lesbar.