Gemeinsame Reise wider Willen

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emmmbeee Avatar

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Eigentlich hat Hans die Reise auf das Dach der Welt angetreten, um mit sich allein zu sein und sich seiner Vergangenheit in aller Ruhe zu stellen. Doch dabei kommt ihm der unverschämte Tscharli in die Quere. Auf einem Berg wie dem Kilimandscharo lässt sich so einer Person nur schlecht ausweichen. Wenn noch dazu die Urgewalten der Natur ausbrechen, erst recht nicht. Denn dann muss man zusammenrücken und auf engstem Raum gemeinsam Schutz suchen. Sehr hinderlich sind dabei die anfangs gehegten Vorurteile. Der Weg wird zum Ziel.
Die beiden müssen wohl oder übel ihre Reise gemeinsam weitersetzen. Eine Reise, die aberwitzig, urkomisch, zu Herzen gehend, temporeich und nicht ohne Tragik verläuft. In kurzer Zeit geschieht sehr viel, und ebenso viel Vergangenheit wird offengelegt. Durchwirkt mit bayrischem Sprech und absurden Situationen, gestaltet sich der Roman zu einem Pageturner.
Erheiternd fand ich die Beschreibung mancher Tätigkeiten, beeindruckend die Schilderung der Landschaften und Charaktere. Wenn Nord- und Süddeutsche aufeinandertreffen, sind unterhaltsame Situationen ohnehin zu erwarten. Besonders, wenn sie leicht überzeichnet sind.
Matthias Politycki führt uns nicht nur in geografische Krater, sondern auch in die Untiefen der Seele und der Vergangenheit. Dabei kann der Autor sprachlich aus dem Vollen schöpfen. Nicht umsonst wird er als grosser Stilist und vielseitigster Schriftsteller der deutschen Gegenwartsliteratur bezeichnet. Dass er für diesen Roman "um ein Haar in Afrika gestorben wäre", wie es im Klappentext heisst, verleiht dem Werk einen zusätzlichen Touch.
Das Cover liess mich gleich an Hemingway denken, noch bevor ich wusste, worum es ging. Der Golddruck verleiht dem Bild zusätzlich etwas Kostbares. Auf den Umschlagdeckel-Innenseiten sind die Routen aufgezeichnet sowie Landkarten von Tansania und Sansibar. Sehr anschaulich und lebendig, farbig und rasant: Das ist meine Meinung zu diesem Buch. Ich würde es jedem Leser empfehlen.