Roadmovie mit menschlicher Tiefe

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gabriele 60 Avatar

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Ein Roadmovie, das einen mit nach Afrika nimmt. Eine Reise vom Kilimandscharo auf die Insel Sansibar und in die Tiefen des männlichen Seins. Mitreißend spannend!

„Denke ich an den Tscharli, sehe ich als erstes den Krater. Dann jede Menge Feldwege. Und schließlich, wie er aufrecht in seinem Krankenbett sitzt, mit den Ellbogen nach links und rechts wippend“ (Seite 293)

Eigentlich wollte der Ich-rzähler Hans aus Hamburg auf dem Kilimandscharo mit seiner Vergangenheit ins Reine kommen. Doch sein auserwähltes Nachtquartier im Krater ist schon vom respektlosen Bayern Tscharli bezogen. Der schafft es ständig, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Obwohl Hans den Tscharli verachtet, kommen sich die beiden Abenteurer näher. Unter anderem auch deshalb, weil sich der kranke Tscharli kaum noch auf den Beinen halten kann. Trotzdem hat er Charme und gewinnt auf seine unvergleichliche Art schnell die Sympathie der Einheimischen. Für ihn gibt es nur „volle Kraft voraus oder Vollbremsung“.

Dank seiner Tätigkeit im afrikanischen Straßenbau kennt er sich aus in der Gegend um Daressalam. Inzwischen rechnet Tscharli allerdings mit seinem baldigen Tod und überredet den Hanseaten („werd scho, Hansi, werd scho“) zu einer letzten Inselrundreise über Sansibar. Die beiden verhalten sich wie Lausbuben und nicht wie erwachsene Männer. Unerwartete Wendungen halten die Spannung aufrecht, bis sie sich immer weiter füreinander öffnen. So erfährt Hans von Tscharlis Liebe zu Kiki und gibt seine eigene Geschichte und weshalb ihm die Besteigung des Kilimandscharo wichtig war, zum Besten.

Der Autor erzählt sehr anschaulich von der Reise und vermittelt dem Leser so unter anderem auch einen Eindruck vom Lebensgefühl der afrikanischen Reisebegleiter und ihrer Meinung: „Mittlerweile sei ganz Afrika in Bewegung geraten, und wenn jeder glauben würde, dass es in Europa besser sei als hier, werde es hier jedenfalls nicht besser. Ob wir das in Deutschland mitbekämen“ (Seite 73).

Die gegensätzlichen Charaktere der Widersacher, die zu Freunden werden, ließen mich schmunzelnd immer weiterlesen. Sehr gefallen haben mir die Emotionen, die der Autor gekonnt eingeflochten hat. Es fiel mir schwer, zwischendurch das Buch zur Seite zu legen.

Fazit: Ausgesprochen lesenswert!