Wakala und Saubazi

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amara5 Avatar

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Hans, ein eher verschlossener Hanseat, und der derb-aggressive Saubazi Tscharli treffen bei ihrer Kilimandscharo-Besteigung aufeinander. Hier, am höchsten Bergmassiv Afrikas, zwischen Himmel, Wolken und Erde entsteht aus anfänglicher Unsympathie und Falschbeurteilen eine Freundschaft. Denn Tscharli hat zwar einen sehr harten und teils obszönen Kern, verbirgt aber so manches weiches Geheimnis. Stück für Stück lässt der "Beißer" Hans hinter seine Fassade blicken. Als klar wird, dass Tscharli schwer krank ist, begeben sich die beiden auf eine abenteuerliche Reise durch Afrika - von Tansania bis nach Sansibar (eine schöne Landkarte hierzu ziert den inneren Buchumschlag). Hier ist vor allem die Darstellung von Land und Leute sehr detailreich und anschaulich. Eher beschwerlich und manchmal sehr nah an der Schmerzgrenze sind die vielen vorlauten Bemerkungen und Kommentare von Tscharli in seinem anstrengenden Fantasie-Suhali-Bairisch-Englisch - nicht selten musste ich ein Wörterbuch online zurate ziehen und eher schaudern als schmunzeln.

Matthias Politycki verarbeitet neben den bunten Roadtrip-Eindrücken auch eine autobiografisch geprägte Krankheitsgeschichte in Afrika - diese kommt auf den letzten Seiten sehr detailreich geschildert zur Geltung und verlangt wegen den vielen Durchfall- und Eiterschilderungen eine Menge vom Leser ab.

Mich konnte der rasante Roman leider nicht ganz fesseln - vieles erschien mir zu gewollt und etwas zu plakativ. Trotzdem hat er auch viele nennenswerte und schöne Momente, die vom Leben, Scheitern, Tod und das Revidieren von Urteilen handeln - und von einer ganz besonderen, wenn auch nicht von Anfang an gewollten Männer-Freundschaft. Letztere hat beiden geholfen, wichtige Lebensabschnitte zu verarbeiten und die Schwelle zum Horizont zu betreten.