Zu wenig Kilimandscharo, zu viel Tscharli

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tanybee Avatar

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Normalerweise habe ich ein ganz gutes Händchen bei der Auswahl meiner Lektüre, aber hier habe ich total daneben gegriffen. Was mich an dem Buch gereizt hat: Die Besteigung des Kilimandscharo. Ich erlebe gerne Abenteuer von der Couch aus. Der Ich-Erzähler des Romans, Hans, besteigt den Berg und möchte, gegen die Empfehlung der einheimischen Führer, im Krater übernachten, während die ganzen anderen Touristen sich wieder an den Abstieg machen. Leider ist Hans nicht so einsam wie erhofft: „Der Tscharli“ ist schon da, der im tiefsten bayrischen Dialekt redet und das sehr ausdauernd. Hans empfindet ihn als sehr unangenehm, seine direkte Art, die oft beleidigend ist, und bewundert ihn doch auch, weil ihn die einheimischen Bergführer alle zu mögen scheinen.
Die Killimandscharo Besteigung ist nach wenigen Seiten vorbei, aber Tscharli bleibt dem Leser erhalten. Tscharli ist krank und überredet Hans, mit ihm eine Abschiedstour nach Sansibar zu machen. Er redet in Phrasen und breitesten Bayrisch, und allein das hat mit die Lektüre schon verleidet.
Ich konnte überhaupt keine Nähe zu diesem Buch aufbauen. Tscharli blieb für mich unangenehm und abstoßend, der Roman konnte mich nicht davon überzeugen, ihn zu mögen. Ein alter weißer Mann, der im Kolonialherren –Stil durch Afrika reist. Ich verstehe auch nicht, warum es für Hans erstrebenswert sein sollte, mehr wie „der Tscharli“ zu sein (was er im Laufe des Romans wird).
60 Seiten lang erhalten wir einen Rückblick, zu einer früheren Reise des Ich-Erzählers. Dieser Teil war wesentlich interessanter, aber leider auch nicht umwerfend. Gut gefallen daran hat mir vor allem, dass Tscharli nicht vorkam.
„Das kann uns keiner nehmen“ konnte ich emotional nicht berühren. Auch die Motivation der Personen blieb mir oft fremd. Leider keine Lesempfehlung von mir.