Kinderbuch über Freundschaft & Zusammenhalt mit Retro-Touch

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karschtl Avatar

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Ich war ja ein bisschen skeptisch, ob meine Jungs bei einem Buch dieser Länge (300 Seiten) nicht gleich vor Beginn schon genervt abwinken würden. Immerhin bedeutet das ja auch, dass wir da beim abendlichen Vorlesen länger als eine Woche brauchen würden, und man vielleicht auch nicht gleich so schnell zur Sache kommt wie in den durchschnittlichen Kinderbüchern.

Aber meine Söhne waren schon sehr rasch tief eingetaucht in die Welt von Emil. Das wir allerdings 200 Seiten warten mussten, bis überhaupt das passierte was am Klappentext versprochen wurde und worauf ja auch der Titel hinweist, war dann doch etwas enttäuschend. Daraufhin haben wir immerhin die ganze Zeit hingefiebert, und dann nahm diese ganze Sache doch relativ wenig Platz in der Gesamtgeschichte ein.

Das ist allerdings auch der einzige Kritikpunkt, den wir hatten. Ansonsten war es eine schöne, teilweise aber auch sehr traurige Geschichte, denn Emils Papa ist erst vor kurzem gestorben und wird von Emil und seiner Mutter schmerzlich vermisst. Meine Söhne malten sich dann gleich aus, wie es wäre, wenn sie ein Elternteil verlieren würden, und waren dann auch traurig. Ich finde es prinzipiell aber ganz gut, wenn so ein Thema in einem Kinderbuch auch thematisiert wird. Ebenso die Tatsache, dass manche Familien 200€ für eine Klassenfahrt nicht einfach aufbringen können. Meine Jungs waren darüber sehr überrascht, und ich fand es gut, dass wir bei der Gelegenheit auch mal über so etwas sprechen konnten.

Insgesamt geht es also keineswegs nur um eine Detektivgeschichte, wie der Untertitel suggeriert. Sondern es geht um einen Jungen, der ein Einzelgänger ist und nur noch seine Mutter hat, die sehr viel und lange arbeitet, weshalb er oft sehr einsam ist. Gleichzeitig dreht sich die Geschichte dann aber auch um Freundschaft und Zusammenhalt in der Gemeinschaft. Das alles bekommt dann noch einen kleinen Retro-Touch dadurch, dass Emil weder eine Spielkonsole noch ein Handy besitzt, im TV maximal "Die Sendung mit der Maus" guckt und am liebsten am kleinen Kiosk gegenüber rumhängt. Wie man es als Elternteil aus der eigenen Kindheit noch kennt halt.

Ich hätte aufgrund des oben angesprochenen Kritikpunktes ja 4,5 Sterne vergeben wollen. Meine Jungs aber waren trotz der sehr herausgezögerten Spannung für eine volle Punktzahl. Und da die falschen Erwartungen durch Titel und Klappentext ja höchstwahrscheinlich auf das Konto vom Verlag gehen und nicht auf das der Autorin, runde ich dann doch auf 5. Sterne auf.