Mit ernstem Hintergrund

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lucreziaborgia Avatar

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Das wirklich gelungene Cover sowie der Buchtitel führen zu Beginn ein wenig in die Irre. Zumindest geht es auf den ersten 200 Seiten weniger um einen Detektivfall an sich, sondern um Emils Leben. Jutta Wilke hatte den Mut, Emil keinen allzu fröhlichen Background zu zeichnen. Seine Mutter weiß nicht, wie sie über die Runden kommen soll, sie bedrücken Geldsorgen, oft gibt es nur Tütennudeln zum Essen. Da seine Mutter lange arbeiten muss, ist Emil oft allein zu Hause und muss sich um viele Dinge selbst kümmern. Vermeintlich harter Tobak für die Leserinnen und Leser.

Da die Geschichte aus Emil Perspektive geschrieben ist, fällt dies (vor allem jüngeren) Lesern nicht direkt auf. Für sie dürfte auf den ersten Blick Emils Leben genauso toll sein wie das eigene. Schließlich findet er in Finja eine neue Freundin, bekommt Lollis geschenkt und schreibt an seiner ersten Krimigeschichte. Und auch Emil sieht einen Großteil der Dinge nicht so negativ wie wir, sondern nimmt sie so hin, wie sie nun mal sind. Nur dass seine Mutter öfters traurig ist, macht ihn betrübt. Wer also ein rundum heiteres Kinderbuch erwartet, dürfte enttäuscht sein.

So negativ, wie es sich vielleicht im ersten Moment anhört, ist die Geschichte keineswegs. Sie ist flüssig zu lesen, beinhaltet interessante Charakter und setzt auf kindliche Naivität. Der Geschichte tut es gut, dass Emil aus der Ich-Perspektive erzählt. Es gibt keinen erhobenen Zeigefinger, keine Wertung über die Lebenssituation, dafür aber eine andere Sichtweise der Dinge. Vor allem Ulf K.s witzige Zeichnungen bringen Karls Beobachtungen und Gedanken auf den Punkt. Und einen Fall gibt es am Ende doch noch zu lösen.